Blutuntersuchung, EKG und Ultraschalluntersuchung

Das Anfertigen des Blutbildes, das EKG und die Ultraschalluntersuchung kann man bei seinem Hausarzt machen. Die MIC-Klinik hat eine Kooperation mit einem MVZ in Berlin-Charlottenburg, die genau wissen, welche Werte benötigt werden. Diese können die Untersuchungen auch mit der Krankenkasse abrechnen. Diese Untersuchungen können zusätzliche Kosten beim Hausarzt verursachen. Aber, wo man das machen lässt, bleibt einem voll und ganz allein überlassen. Ich habe mich für das MVZ entschieden, weil ich Bedenken hatte, dass ein benötigter Wert nicht kontrolliert wird und eine erneute Untersuchung durchgeführt werden muss.

Einige Wochen später bin ich zur Auswertung der Blutwerte erneut in das MVZ gegangen. Dort wurde dann auch das EKG angefertigt. Einige weitere Wochen später wurde dann die Ultraschalluntersuchung des Bauches gemacht. Obwohl es keine Überraschung hätte sein dürfen, so hat es mich aber doch getroffen, als mir gesagt wurde, dass ich Diabetes und eine Fettleber habe. Dies macht einem wirklich und eindeutig bewusst, dass man krank ist und das war der Zeitpunkt, an dem ich das nun endlich erkannt und akzeptiert habe. Die Ultraschalluntersuchung hat auch ergeben, dass ich einen Gallenstein habe, weswegen die Empfehlung ausgesprochen wurde, bei der Operation auch die Gallenblase zu entfernen. Das mag sich vielleicht erst einmal erschreckend anhören, war es aber gar nicht so sehr für mich. Ich habe mich mit dieser Thematik schon öfter konfrontiert gesehen, da Probleme mit der Gallenblase in meiner Familie sehr verbreitet ist. Das Entfernen macht dahingehend Sinn, weil speziell Frauen dazu neigen, bei Gewichtsabnahmen Gallensteine zu bilden und diese können schmerzhaft sein. Hinzu kommt, dass das Entfernen dieser Steine nach einer Operation nur bedingt möglich ist. Es kommt auf die Art der Operation an, ob man dann noch an die Gallenblase herankommt.

Nach einer Magenbypass-Operation ist eine Magenspiegelung nicht mehr möglich und somit auch keine Entfernung von möglichen Gallensteinen.

Mit der Entscheidung, dass bei meiner Operation auch gleich die Gallenblase entfernt wird, konnte ich sofort sehr gut leben. In der Vergangenheit hat mir mein Gallenstein zeitweise echte Probleme – Koliken und höllische Bauchschmerzen – verursacht. Ich habe mich versichert, dass ich auf die Gallenblase verzichten kann und mich das Fehlen nicht beeinflusst. Auch hierüber habe ich mit verschiedenen Ärzten gesprochen. Alle konnten mich beruhigen und damit war die Entscheidung schnell gefallen. Also, raus damit.

Wer schon einmal ein EKG gemacht hat, weiß, dass man sich auf ein Fahrrad setzt und in einer gewissen Frequenz eine gewisse Zeit strampeln muss. Je länger man tritt, umso größer wird der Widerstand. Wenn man nicht mehr kann, hört man auf und liefert so die Ergebnisse.

Ich persönlich möchte immer gut dastehen und somit strampelte ich, bis ich wirklich nicht mehr konnte. Eventuell hätte ich auch früher aufhören können, aber diese „Blöße“ wollte ich mir nicht geben. Meine Ergebnisse waren aber durchaus sehr gut, denn die Blutdruckmessungen zwischendurch geben ja Aufschluss über den Zustand.

Arzttermine und Untersuchungen/notwendige Unterlagen für Antragsstellung

Um einen Antrag für eine bariatrische Operation an die Krankenkasse zu stellen, müssen einige Termine absolviert und viele Unterlagen zusammengestellt werden. Ich möchte hier meine Erfahrungen teilen und eventuell Hilfestellung anbieten. Zu den einzureichenden Unterlagen gehören:

Die Liste ist lang und es ist durchaus zeitintensiv, alles zu erledigen.

Als ich alle Unterlagen vollständig hatte, habe ich sie bei der MIC-Klinik abgegeben. Der Antrag wurde dann an meine Krankenkasse geschickt und ich wurde darüber informiert. Als ich diese Mail las, habe ich mich so sehr darüber gefreut und ich war total aufgeregt. Allerdings ging nun das Warten los und jede Mail, die ich bekam, habe ich mit Spannung und Hoffnung geöffnet. Mir wurde gesagt, dass die Krankenkasse fünf Wochen Zeit hat für eine Entscheidung bzw. für eine Nachricht darüber. Knapp 1,5 Wochen nach der Antragseinreichung bekam ich von meiner Krankenkasse eine Information darüber, dass mein Antrag nun an den Medizinischen Dienst weitergegeben wurde. Auch darüber habe ich mich gefreut, denn das war für mich das Zeichen, dass sich die Krankenkasse mit meinem Antrag beschäftigt hat. Die Krankenkassen entscheiden die Zu- oder Absage meist nicht selbst, sondern ziehen den Medizinischen Dienst mit zu Rate. Das ist also kein schlechtes Zeichen. Wie gesagt, ich habe mich gefreut und ich war erleichtert, denn der Antrag wurde bearbeitet. Gute weitere 1,5 Wochen später habe ich dann doch mal bei meiner Krankenkasse angerufen, um in Erfahrung zu bringen, ob es denn schon eine Entscheidung gibt. Ich habe Überwindung gebraucht, denn ich wollte ja nicht drängeln. Die Frau am anderen Ende der Leitung bei der Krankenkasse war super nett und hat nachgeschaut. Das Gutachten des Medizinischen Dienstes lag vor und sie konnte mir das Ergebnis mitteilen. Es war eine Zusage der Kostenübernahme. Ich war so glücklich darüber, dass ich sofort anfing zu weinen vor Freude. Die ganze Anspannung fiel ab und Erleichterung und Glück machte sich breit. Ich habe mich mehrmals bedankt und war super aufgeregt. Danach habe ich sofort meinen Mann angerufen und ihm die tolle Nachricht überbracht. Das nächste Telefonat ging an die Klinik, um einen Termin für das OP-Vorgespräch zu vereinbaren.

Operationsmöglichkeiten/-verfahren

Es gibt einige Möglichkeiten, sich seinen Magen verkleinern zu lassen.

Es gibt das Magenband, den Magenballon, den Schlauchmagen, den Magenbypass (Roux-Y-Magenbypass), den Omega-Loop-Magenbypass, die Biliopankreatische Diversion (BPD) und die Biliopankreatische Diversion mit Duodenalswitch (BPD-DS).

Genauer vorstellen möchte ich hier aber nur den Schlauchmagen und den Magenbypass, da dies die beiden Operationsverfahren in Deutschland sind, die am häufigsten angewendet werden. Es ist allerdings auch noch dazu zu sagen, dass die Operationsmöglichkeiten noch in der Erforschung sind und sich somit immer wieder Neuerungen ergeben und meine Erfahrungen auf den Stand von heute beziehen.

Um sich das vielleicht alles besser vorstellen zu können, fange ich erst einmal damit an, den normalen Verdauungsweg zu beschreiben.

Der natürliche Verdauungsweg

Durch Kauen wird das Essen im Mund zerkleinert und mit Speichel vermengt. Kohlenhydrate werden hier schon mal grob aufgespalten. Das Essen rutscht nach dem Kauen durch die Speiseröhre in den Magen. Hier und jetzt beginnt die Eiweißverdauung. Der Magen funktioniert wie ein Lager. Er ist ein Aufbewahrungsort für das Essen, welches portionsweise über den Magenpförtner das Nahrungsgemisch in den Zwölffingerdarm abgibt.

Jetzt kommen die Gallensäure und Verdauungssäfte aus der Bauchspeicheldrüse dazu und alles wird vermischt. Proteine, Kohlenhydrate und Fette werden aufgespalten. Der größte Teil von Kalzium und Eisen werden hier aufgenommen. Durch Darmbewegungen wird der Nahrungsbrei vorangebracht. Nährstoffe werden im Leerdarm ins Blut aufgenommen. Im Krummdarm (ein Teil des Dünndarms) werden die restlichen Nährstoffe gebunden.

Unverdauliche Teile der Nahrung, wie Ballaststoffe, werden in den Dickdarm weitergeleitet und teilweise weiter zerteilt. Der eingedickte Speisebrei wird als Exkremente ausgeschieden.

Schlauchmagen

Die Schlauchmagen-Operation gilt weltweit als Standardverfahren und wird neben der Magenbypass-Operation am häufigsten durchgeführt. Ein großer Teil des Magens wird abgetrennt. Es entsteht ein bananenförmiger Restmagen, der ein Fassungsvermögen von ca. 70-150 ml hat. Demnach entsteht schon nach kleinen Nahrungsmengen ein intensives Sättigungsgefühl. Am Darm wird nichts gemacht. Zugleich kommt es zu einer Manipulation des Hungerhormons Ghrelin. Dieses wird in einem Teil des Magens gebildet und ist an der Steuerung der Energieaufnahme des Körpers beteiligt. Da dieser jedoch bei der OP entnommen wird, sinkt der Ghrelinspiegel nach dem Eingriff deutlich ab und weniger Hungergefühl macht sich bemerkbar.

Mineralstoffe und Vitamine müssen Dein Leben lang ergänzt werden.

Diese Operation ist endgültig, da der abgetrennte Magenteil entfernt wird.

Zu den Nebenwirkungen zählt, dass Sodbrennen entstehen oder bereits vorhandenes Sodbrennen verstärkt werden kann.

Magenbypass

Ein weiteres Standartverfahren ist auch der Magenbypass.

Diese Operation hat durch die kleine Magentasche einen einschränkenden Anteil und einen malabsorptiven Anteil, da durch die Umleitung eines Teils des Dünndarms Nährstoffe schlechter behalten werden.

Es wird eine etwa 15-20 ml kleine Magentasche (Magenpouch) am Mageneingang gebildet. Der größte Teil des Magens wird verschlossen und bleibt in seiner unveränderten Lage im Bauch.

Der Dünndarm wird durchgeschnitten. Die oberen Abschnitte vom Zwölffingerdarm und vom oberen Teil des Leerdarms werden umgeleitet. Hier fließen die Verdauungssäfte aus der Bauchspeicheldrüse und die Gallensäuren zusammen.

Der Teil des Darms, der unterhalb dieser Durchtrennung liegt, wird hochgezogen und mit der Magentasche verbunden.

Alle Nahrungsmittel und Getränke geraten somit durch den kleinen Magen auf direktem Wege in diesen Abschnitt des Darms.

Auch hier findet eine Veränderung der Hormone statt.

Wer unter Diabetes und/oder Sodbrennen leidet, wird von dieser OP-Variante besonders profitieren, da sich beide Leiden durchaus in Luft auflösen können. Auch können sich die Schilddrüsenwerte verbessern.

Mineralstoffe und Vitamine müssen auch hier Dein Leben lang ergänzt werden.

Ärzte und Ernährungsberater sprechen von supplementieren. Supplementieren bedeutet: ergänzen, ersetzen.

Unter Supplementation oder Supplementierung versteht man die gezielte und ergänzende Aufnahme einzelner Nährstoffe neben der gewöhnlichen Nahrung.

Zu den Nebenwirkungen bei der Magenbypass-OP zählt das Dumping. Dumping kann mit „plumpsen“ übersetzt werden und bedeutet so viel wie eine sogenannte Sturzentleerung von flüssiger und fester Nahrung vom Magen in den Darm.

Es gibt das Früh- und das Spätdumping.

Das Frühdumping tritt bereits einige Minuten nach der Nahrungsaufnahme ein.

Das Spätdumping zeigt sich meist einige Stunden nach der Nahrungsaufnahme. Zu den Symptomen gehören Übelkeit, Erbrechen, Blässe, Schweißausbruch, Völle- und Druckgefühl im oberen Bauchbereich und plötzlicher Stuhldrang.

Um dem entgegenzuwirken, nimmt man Zucker zu sich. Am besten eignet sich Traubenzucker zur schnellen Wirkung.

Egal für welches Operationsverfahren man sich entscheidet. Aus meiner Sicht ist es einfach nur wichtig, dass man sich damit beschäftigt, Vor- und Nachteile abwägt, sich Informationen einholt (egal woher) und dann eine Entscheidung trifft, die man vor allem vor sich selbst, verantworten kann.

Ich war lange Zeit davon überzeugt, dass ich einen Schlauchmagen haben möchte, da das ursprüngliche System erhalten bleibt. Nachdem ich aber gehört habe, dass Sodbrennen entstehen oder sich sogar noch verstärken kann, bin ich von dieser Idee abgewichen. Ich leide bereits seit Jahren unter Sodbrennen und nehme dagegen Pantoprazol ein. Bei der Magenspiegelung wurde festgestellt, dass ich kleine Verwachsungen bereits im Magen habe, die durch dieses Medikament verursacht wurden. Nichts Schlimmes, aber was nicht ist, kann noch werden. Darauf wollte ich verzichten und es nicht so weit kommen lassen.

Ganz wichtig ist aber vor allem, dass man diese Entscheidung für sich selbst trifft und sich nicht von irgendjemanden beeinflussen lässt. Ärzte können und werden einem zu dem ein oder anderen Operationsverfahren raten, aber die endgültige Entscheidung liegt bei einem selbst.

Was auch sehr wichtig ist, ist die Wahl des Krankenhauses. Ich war in drei verschiedenen Krankenhäusern, um auch hier die richtige Wahl zu treffen. Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht und war für alles offen. Meine Entscheidung war eine reine Entscheidung des Bauches. Alle Ärzte in allen drei Kliniken waren nett, verständnisvoll und einfühlsam. Sie waren alle bemüht und haben gute Aufklärungsarbeit geleistet. Alle haben meine Fragen beantwortet. Aber letztlich ist es die Chemie, die stimmen muss. Und so bin ich bei der MIC-Klinik in Berlin gelandet. Dieser Klinik ist ein Adipositaszentrum anhängig und sowohl die Mitarbeiter als auch die Ärzte sind nett und freundlich. Ich fühlte mich von der ersten Minute an, dort richtig aufgehoben. Das Gefühl stimmte einfach. Es ist schwer das zu beschreiben. Ich bin mit gemischten Gefühlen zu meinem ersten Termin gegangen, weil ich nicht wusste, wie man dort aufgenommen wird. Da man sich dort nicht direkt in einem Krankenhaus befindet, ist die Atmosphäre eine sehr angenehme.

Ich war dann noch in den Krankenhäusern in Spandau und in der Charité. Alle diese Häuser haben sehr gute Bewertungen und leisten eine super Arbeit, um Menschen mit Adipositas zu helfen. Mir war hier der Krankenhauscharakter nur sehr dominant, was mir nicht gefallen hat und mich deswegen zur Entscheidung für die MIC-Klinik gebracht hat.

Die Entscheidung für eine Einrichtung ist also eine rein subjektive Entscheidung und von dieser sollte man vollkommen überzeugt sein – wie auch vom Operationsverfahren selbst. Nichts wäre schlimmer als eine Entscheidung, hinter der man nicht zu 100 Prozent steht. Diese Operation ist ein lebenseinschneidender Schritt und der muss wohl überlegt sein.

Ich habe mir dafür viel Zeit genommen und letztlich freue ich mich riesig auf meine Operation und bin vom Ort, vom Arzt und der Art und Weise absolut überzeugt.

Bitte überlegt es Euch wohl und nehmt Euch die Zeit, die es braucht.

Was kann man gegen Adipositas tun?

Wer es schafft und die Disziplin aufbringen kann, hält einen strikten Diätplan ein.

Meine Erfahrung zeigt leider etwas anderes. Für eine gewisse Zeitspanne kann man sich sicherlich zusammenreißen und sehr streng mit sich sein. Es dauert aber nicht lange, bis diese Disziplin und Selbstbeherrschung wieder nachlässt und man wieder in alte Muster verfällt. Oft schlägt dann noch der berühmte Jo-Jo-Effekt zu und man hat nachher noch mehr drauf als vorher. Wer kennt es nicht?!

Möglich ist auch Hilfe von Außerhalb, so dass man sich einer Ernährungsberatung unterzieht und von Dritten kontrolliert wird. Aber auch hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Scheu vor enttäuschten Äußerungen abnimmt und man eher selbst den Vertrag kündigt, als vor dem Ernährungsberater gut dastehen zu wollen.

Man kann sich auch bei Fernsehformaten anmelden, die mit Drill, Sport, Schweiß, Luxus- und Zeltcamps in Andalusien die Pfunde purzeln lassen. Als Belohnung lockt ein gewisser Geldbetrag, aber vorher hat man sich vor der Nation nackig gezeigt und bei vielen schlägt auch hier das Jo-Jo mit voller Wucht zu, weil man nach der Show allein gelassen wird. Wer den Wettkampf und die Herausforderung liebt, sollte das unbedingt tun.

Ich habe mich für die operative Möglichkeit entschieden. Und diese Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht. Vor einigen Jahren hat sich eine Freundin operieren lassen. Ich fand das nicht gut und habe das eher verurteilt, weil ich einfach der Meinung war, dass sie sich den leichtesten Weg ausgesucht hat. Heute weiß ich, dass das nicht leicht ist. Ich habe ihren Leidensdruck nicht gekannt und mir dennoch ein Urteil gebildet.

Im Internet habe ich mich also auf die Suche begeben, wie ich meinem Übergewicht den Kampf ansagen kann. Drei Adipositaszentren sind es letztlich geworden, die ich aufgesucht habe, um mich für das Beste zu entscheiden.

Wer sich mit der Option der Operation beschäftigt, muss vieles bedenken und durchmachen. Man geht nicht einfach zu einem Arzt und bittet um eine Magenoperation. So einfach ist das leider nicht. Bevor eine Operation durchgeführt werden kann, müssen Untersuchungen des Bluts, des Herzens, des Bauchraumes und des Magens durchgeführt werden. Wenn man Glück hat, können Blut, Herz und ein Ultraschall des Bauchraums bei einem Arzt durchgeführt werden. Für eine Magenspiegelung muss man sich jedoch meist einen Facharzt suchen und das ist gar nicht so einfach.

Nachdem ich erfahren habe, dass auch eine Magenspiegelung durchgeführt werden muss, habe ich mir sofort einen Termin gesucht – über Doctolib. Als dieser Termin anstand, habe ich dort noch einmal angerufen, um mir diesen bestätigen zu lassen. Die Dame am Telefon fragte mich dann nach meinem Gewicht. Als ich ihr sagte, dass ich 128 Kg wiegen würde, fragte sich mit entsetzter und mit sehr lauter Stimme noch einmal nach, ob sie das auch richtig verstanden hatte. Sollten andere Patienten in ihrer Nähe gewesen sein, haben die das alle mitbekommen. Sie sagte mir, dass die Liegen in ihrer Praxis ein solch hohes Gewicht nicht aushalten würden. Ich habe ihr erklärt, dass ich aber den Termin für meine bariatrische Operation benötigen würde. Sie entgegnete mir, dass das ja sein mag, aber ich müsse mir da einen anderen Arzt suchen, denn bei ihnen würde das nicht gehen.

Jetzt war ich entsetzt und auch sprachlos. Ich habe dann einfach aufgelegt und war den Tränen nahe. Wie konnte man so mit einem Menschen umgehen. Es stellt sich die Frage, ob nur schlanke und leichte Menschen eine Magenspiegelung brauchen? Da ich aber so perplex war, habe ich ihr diese Frage nicht gestellt. Allerdings habe ich eine Beschwerde an diese Praxis geschrieben, die aber unbeantwortet blieb. Ich musste mir nun also schnell einen neuen Termin suchen, was aber gar nicht so einfach ist. Solche Termine sind rar und nicht leicht zu bekommen. Seit ich mich dazu entschlossen hatte, mich dieser Operation zu unterziehen, bin ich einer Selbsthilfegruppe auf Facebook beigetreten und habe dort meine Problematik geschildert. Von dort bekam ich sofort viele hilfreiche Antworten und konnte mir doch recht zeitnah einen Termin in einem Krankenhaus organisieren.

„Geständnis“ an Familie und Freunde

Solch eine Operation macht man nicht, ohne einige Personen einzuweihen. Familie und Freunde zählen dazu. Ich gebe zu, dass es mich Überwindung gekostet hat, denn es bestand durchaus die Möglichkeit, dass es kritische Stimmen gibt. Darauf muss man vorbereitet sein.

Ich spreche hier nicht von meiner Familie, mit der ich unter einem Dach lebe. Mein Mann, meine Tochter und mein Sohn wussten von der ersten Minute an was los ist und was ansteht. Diese Personen sind mein sicherer Hafen. Hier habe ich sofortiges Verständnis für meine Situation, Zustimmung und Verständnis erfahren.

Ich habe als erstes meiner Mutter von meinem Vorhaben erzählt. Ja, sie war überrascht, aber hat positiv reagiert. Sie hat meine Gefechte der letzten Jahre mitbekommen. Ich bat sie, meiner Schwester erst einmal nichts davon zu erzählen. Mein Vater durfte natürlich eingeweiht werden. Meiner Schwester habe ich dann mal in einer ruhigen Minute eine Nachricht geschrieben. Das ist auch ein Weg, wenn man sich nicht traut, das persönliche Gespräch zu führen. Sie war mitfühlend und verständnisvoll. Ja, es hat mich ein wenig überrascht. Wenn ich kritische Stimmen erwartet habe, dann am ehesten von ihr.

Ihr dürft das bitte nicht falsch verstehen. Keine kritische Meinung oder Ablehnung hätte mich von meinem Vorhaben abbringen lassen. Es ist allerdings ein schöneres Gefühl, wenn man sich der Zustimmung und Unterstützung sicher sein kann.

Nachdem ich nun meine Familie eingeweiht hatte, habe ich sie immer über die Fortschritte des Prozesses auf dem Laufenden gehalten.

Einige Wochen vor der Operation war es mir nun auch ein Bedürfnis, Freunde in mein Vorhaben einzuweihen. Warum? Ich bin mit diesem einen speziellen Paar über 20 Jahre befreundet. In diesen 20 Jahren ist viel passiert. Wir haben uns gegenseitig geholfen, einiges durchgemacht und erlebt. Wir standen uns immer zur Seite, wenn es nötig war. Wir konnten uns auch eine längere Zeit nicht sehen und/oder hören, haben aber genau dort weitergemacht, wo wir aufgehört haben. So, als wenn es eine Pause nie gegeben hätte.

Es gibt davon nicht viele Menschen, aber hier habe ich sie gefunden. Und so hat es mich dann doch irgendwie belastet, dass ich es ihnen nicht gleich erzählt habe.

Als wir uns verabredet hatten, hatte ich geschrieben, dass ich bei unserem Treffen eine Neuigkeit zu verkünden hätte. Damit hatte ich natürlich Neugierde geweckt und so ging das Rätselraten los. Die richtige Antwort war aber nicht dabei. Ich bat darum, nicht weiterzuraten, denn ich wollte mein einschneidendes Ereignis persönlich, live und in Farbe verkünden.

Es kam der Tag und ich ließ die Katze aus dem Sack. Meine Freunde waren sich dem Leidensdruck, den ich hatte, nicht bewusst.

An beiden schätze ich ihre Art und Weise. Einmischen würden sie sich nie, aber sie äußern ihre Meinung. Sie sind sehr ehrlich und echt.

Meine Entscheidung finden sie mutig.

Es erfordert Mut, sich anderen Menschen anzuvertrauen. Den muss man aufbringen. Es hilft ungemein.

Stellt Euch vor, ihr erzählt keinem davon, lasst die Operation machen, verliert sehr viel Gewicht und trefft dann aufeinander – egal mit wem. Das „Hallo“ wird sicherlich groß sein und bestimmt müsstet ihr viele Fragen beantworten. Hinzukommt, dass bestimmte vertraute Personen vielleicht auch enttäuscht sind, weil ihr nicht zu Ihnen gekommen seid, um vorher mit Ihnen darüber zu reden.

Sicherlich, sie hätten Euch nicht beim Abnehmen helfen können, aber wenn man weiß, auf wen man sich verlassen und zählen kann, gibt es gleich noch mal ein schöneres und besseres Gefühl.

Bitte nicht falsch verstehen. Ich will niemanden dazu zwingen, sein Vorhaben in der Weltgeschichte zu verbreiten, aber es kann eventuell dem ein oder anderen helfen.

Oft ist es ja so, wenn man seinem Umfeld erzählt, dass man eine Diät macht oder mit dem Rauchen aufhört, dann können Eingeweihte zum Erfolg beitragen, indem Rücksicht genommen und Verständnis gezeigt wird.

Und wenn ihr wirklich niemanden zum Reden habt, dann bin ich gerne für Euch da. Meldet euch, wenn ihr einfach mal quatschen wollt. Ich freu mich auf euch.

Adipositas als Krankheit erkennen

Nachdem ich nun also erkannt habe, dass ich es mit einer „normalen“ Diät nicht schaffen werde, so viel Gewicht abzunehmen, wie es nötig ist – mittlerweile habe ich ein Übergewicht von mehr als 50 Kilo – und dieses auch zu halten, muss man erst einmal schauen, was man hat. Ich brauchte nicht lange nach einer Krankheit suchen, denn die Diagnose Adipositas stand ja wie ein rosafarbener Elefant im Raum. Mich hat das so auch nicht weiter erschreckt. Ich musste dieses Krankheitsbild nur erste einmal für wirklich wahrnehmen und mich damit beschäftigen.

Ein bisschen ist das so, als wenn man Post bekommt und weiß, dass darin etwas Unangenehmes steht und sie deswegen nicht öffnen will; es aber muss, weil die Rechnung bezahlt oder Dinge erledigt werden müssen.

Was aber ist Adipositas eigentlich?

Definition: Wenn das Körpergewicht bei einer gegebenen Körpergröße über das Normalmaß hinausgeht, spricht man von Übergewicht. Starkes Übergewicht wird auch als Adipositas bezeichnet und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eigenständige Krankheit eingestuft.

Rund 25 Prozent der Deutschen sind davon betroffen, d. h. ein Viertel. Ich finde, das ist eine hohe Zahl und hätte ich selbst nicht gedacht.

Was heißt es aber, adipös zu sein?

Klar, das erste Anzeichen ist die Anzeige auf der Waage. Da steht eine viel zu hohe Zahl. Das kann man eventuell noch verkraften und macht sich nicht so viele Gedanken dazu. Manche Menschen haben halt einfach mehr auf den Rippen, aber das ist nicht immer gleich Adipositas. Gut, der BMI ist durchaus ein Anzeichen dafür. In mehreren Stufen zeigt er einem, ob man normalgewichtig ist oder leichtes bis starkes Übergewicht hat. Ein wenig spielt aber meiner Meinung nach auch das Wohlbefinden eine Rolle. Ich bewundere z. B. Menschen, die durchaus kräftiger gebaut sind, damit aber kein Problem haben oder sogar Profit draus schlagen. Zugegeben, ein wenig Neid war auch immer mit dabei. Diese Akzeptanz gelang mir leider nie.

Nun gut, es gibt also klare Zahlen (BMI und Taille-Hüft-Verhältnis), die eine Aussage treffen. Es gibt aber auch noch viele andere Anzeichen, die man entweder selbst oder eben nur durch ärztliche Untersuchungen zu Tage gefördert werden können. Du selbst kannst Anzeichen für eine Adipositas darin erkennen, wenn Du unter Kurzatmigkeit, schneller Erschöpfung, Gelenkschmerzen oder anderen körperlichen Einschränkungen leidest. Wenn Dir dann Dein Arzt auch noch sagst, dass Du Diabetes, Bluthochdruck und eine Fettleber hast, dann kann man sich mit der Thematik Adipositas schon einmal auseinandersetzen.

Die WHO stuft Adipositas als eigenständige Krankheit ein. Viele Ärzte kennen diese Krankheit auch. Aber viele Menschen können damit nichts anfangen. Wenn man sagt, dass man unter dieser Krankheit leidet, dann wird man oft belächelt. Fällt denjenigen ja auch leicht, wenn sie nicht davon betroffen sind. Wer aber sagt, dass er an Depressionen oder Burnout leidet, wird sofort ernst genommen und bemitleidet. Diese Krankheiten werden gesellschaftlich akzeptiert.

Adipöse Menschen werden gern belächelt und skeptisch angeschaut. Ihnen wird durchaus vorgeworfen, dass sie selbst daran schuld sind, dass es so weit gekommen ist, denn sie hätten ja nicht so viel essen brauchen. Aber auch Essen kann eine Sucht sein wie Rauchen, Drogen oder Alkohol. Es gibt auch Menschen, die süchtig sind nach Arbeit, Glücksspiel oder Adrenalin und stürzen sich deshalb die Klippen hinunter, um eine Befriedigung einer Mangelerscheinung zu erfahren. Adipöse Menschen essen, um ihrer Gefühle Herr zu werden. Das betrifft alle Gefühle – Wut, Trauer, Glück, Zufriedenheit. Da gibt es keine Unterschiede.

Sich diese Krankheit einzugestehen, ist ein Schritt, um die nächsten Schritte zu planen, wie man dagegen etwas tun kann.

Denn adipöse Menschen haben definitiv eine kürzere Lebenserwartung als nicht adipöse Menschen.

Ich habe für mich diese Krankheit erkannt und akzeptiert. So kann ich dagegen etwas tun. Denn Depressionen sind leider eine Begleiterkrankung dazu. Ich habe so viele Dinge in meinem Leben verpasst, über die ich mich ärgere. Sicher, man soll nicht in der Vergangenheit leben und das will ich auch nicht. Aber ich hätte dennoch gern einige Dinge anders gehabt. Ich konnte z. B. mit meiner Tochter nicht so toben und spielen, wie sie es verdient hätte. Ich wurde von Fahrgeschäften auf dem Rummel ausgeschlossen, weil ich da nicht hineingepasst hätte. Ich habe mich nicht getraut, in ein Ruderboot zu steigen. Ich schäme mich, schwimmen zu gehen und mich in einem Badeanzug zu zeigen. So viele Einschränkungen und Enttäuschungen, die ich für mich wahrgenommen habe, aber auch aussprechen musste. Auch heute noch tut mir das im Herzen weh und leid, denn viele Chancen und schöne Momente habe ich verpasst.

Aber ich habe noch eine Zukunft und möchte diese gern positiver gestalten. Ich möchte viel aktiver werden. Ich möchte spontan in Geschäfte gehen können, um mir einfach so etwas zu kaufen, nur weil es mir gefällt. Ich möchte ja zu Aktivitäten sagen und mich darauf freuen. Also sage ich dieser Krankheit den Kampf an, wohlwissend, dass sie mich ein Leben lang begleiten wird. Ich weiß wohl, dass sich durch die Operation nicht alle Probleme und Sorgen auflösen werden. Auch hier muss ich viel Arbeit investieren, aber ich habe endlich den Mut und den Willen wieder dazu gefunden.

Herzlich Willkommen

Ich bin Lisa und bringe recht viel Gewicht auf die Waage. Das habe ich, gefühlt, schon immer. Wenn ich mir allerdings Fotos von früher ansehe, dann muss ich zugeben, war es gar nicht so schlimm. Es wurde mir aber immer eingeredet, dass ich zu dick bin. Immer wenn ich zu meiner Verwandtschaft kam, hieß es, dass ich doch wieder ganz schön dick geworden sei. Immer wurde mir gesagt, dass ich nicht so viel essen soll.

Um mein Essen zu korrigieren, wurde mir gesagt, dass die Butter bereits im Quark sei, wenn es Pellkartoffeln mit Quark gab.

Für meine Familie wurde ich immer dicker, und sie sahen das, als ein immer größer werdendes Problem. Es wurde so viel darüber gesprochen und sich Gedanken gemacht. Themen wie Gewicht, Diäten, Figur waren immer präsent und nie war es gut. Über viele Jahre habe ich so einige Diäten und Diätprogramme ausprobiert.

So passierte es, dass meine Mutter mit mir zu einer Ärztin gegangen ist, mit der ich kontrolliert abnehmen sollte. Ich war ca. 14 Jahre alt. Mir wurde ein Pulver gegeben, welches ich in Joghurt einrühren musste. Mein Essen bestand ausschließlich aus diesem Joghurt mit einem grünen Pulver. Morgens, mittags, abends! Es war widerlich. Es hat einfach nicht geschmeckt. Ich weiß heute nicht einmal mehr, ob es auch geholfen hat, ob ich abgenommen habe. Wahrscheinlich schon, denn wer sich nur von Joghurt ernährt…. Ich weiß auch nicht mehr, wie lange ich das gemacht habe, aber ich war froh, als ich dieses Zeug nicht mehr essen musste.

Meine Mutter hat aber nicht aufgegeben. Durch das Lesen von Zeitschriften bekam sie immer wieder neue Diäten präsentiert. Einige Jahre später, hat dann die ganze Familie versucht, abzunehmen. Dazu haben wir uns eine Masse an Honigmelonen gekauft, die man über einen gewissen Zeitraum morgens, mittags, abends, ausschließlich essen sollte. Das haben wir genau zwei Tage durchgehalten, bis uns die Honigmelonen aus den Ohren kamen. Damit war dieses Projekt auch sehr schnell abgeschlossen und ich habe lange gebraucht, bis ich wieder Honigmelone essen konnte.

Ich war eine Zeit lang Leistungssportlerin. Ich bin mehrmals pro Woche zum Schwimmen gegangen. Ich bin an manchen Tagen sogar zweimal ins Wasser gegangen. Das heißt, ich bin morgens um fünf Uhr aufgestanden, war von sechs bis sieben Uhr im Wasser und um acht Uhr saß ich in der Schule. Oft bin ich direkt nach der Schule dann gleich wieder in die Schwimmhalle gefahren, um dort meine zweite Trainingseinheit zu absolvieren.

Nebenbei war ich dann auch noch Trainerin von Kindern. Das war eine stressige, aber sehr schöne Zeit. Ich glaube, ich war 18 Jahre alt, als ich aufgehört habe, so viel zu schwimmen. Ich musste dann meine Zeit in meine Ausbildung investieren. Trainerin bin ich dennoch geblieben, bis ich 25 war.

Ich weiß nicht, was passiert ist, ich fing an zuzunehmen. Unkontrolliert und stetig. Eines Tages im Jahr 2003 war ich im Büro, und als ich mich hinsetzen wollte, platzte meine Hose am Po. Völlig erschrocken und aufgelöst, bin ich voller Panik nach Hause gefahren. Mein Leidensdruck war so hoch, dass ich mich bei meiner Mutter ausgeheulte und wir uns gemeinsam bei den Weight Watchers angemeldet haben. So haben wir Woche für Woche, Punkt für Punkt gezählt und notiert. Es hat funktioniert. Ich habe innerhalb eines halben Jahres 25 Kg abgenommen. Ich war so stolz und habe mich so wohl gefühlt. Ich konnte mir Klamotten in Größe 40 kaufen und anziehen. Ich sah richtig gut aus.

Mit 23 wurde ich dann schwanger. Dass hier eine Zunahme erfolgt, ist klar. Allerdings habe ich in der Schwangerschaft mehr als 40 Kilo zugenommen. Während meiner Schwangerschaft habe ich sehr viele Süßigkeiten verdrückt. Mehrere Male musste ich bei den Vorsorgeuntersuchungen einen Zuckertest durchführen, denn die Zuckerwerte waren sehr hoch. Die Gefahr einer Schwangerschaftsdiabetes war durchaus gegeben.

Sicherlich kann man nicht erwarten, dass sofort nach einer Entbindung, alle Pfunde und Kilos einfach so wieder weg sind. Ich habe ungefähr zehn Kilo abgenommen. Mehr wurde es leider nicht. Aber das hat mich auch nicht weiter gestört, denn ich habe mich um meine Tochter gekümmert. Das war mir wichtiger als alles andere. Nach einiger Zeit ging mir das übrig gebliebene Gewicht doch ganz schön auf die Nerven und ich wollte wieder einmal versuchen, dieses loszuwerden. Für mich stand fest, dass ich es wieder mit den Weight Watchers versuchen werde, denn das hatte ja super funktioniert. Allerdings war das gar nicht so einfach, denn ich führte eine Wochenendbeziehung und war somit die ganze Woche immer allein. So habe ich dann versucht, über das Online-Programm der Weight Watchers, allein abzunehmen. Das hat überhaupt nicht funktioniert. Ich gab dieses Projekt sehr schnell wieder auf. Mein Frustpotenzial stieg allerdings immer mehr.

2006 habe ich geheiratet. Wir hatten nicht viel Geld, wollten aber dennoch eine schöne Hochzeit feiern. Ich wollte mit den wenigen Mitteln, die zur Verfügung standen, die schönste Hochzeit haben, die möglich war. Wir haben einen Raum zur Verfügung gestellt bekommen, den wir in Eigenleistung gereinigt und geschmückt haben. Tische und Stühle habe ich mir von meinem Arbeitgeber ausgeliehen. Wir haben wirklich das Beste daraus gemacht. Was nicht so einfach zu leihen war, war das Hochzeitskleid. Ich hatte eine ganz genaue Vorstellung von einem Kleid, die ich unbedingt erfüllt haben wollte. Dazu habe ich mir viele Kataloge und Zeitschriften angeschaut. Es sollte ein A-Linien-Kleid sein, dessen Träger über die Oberarme fielen und die Schulterpartie frei blieb. Als der Tag des Hochzeitkleidkaufes anstand und meine Mutter und meine Schwester mit mir auf die Suche gegangen sind, hatte ich noch sehr große Hoffnungen. Wir gingen in den Laden, konnten genau sagen, was ich wollte und die Verkäuferin holte mein Traumkleid von der Stange. Mein Traumkleid stand mir überhaupt nicht. Es sah einfach nicht gut an mir aus. Im Katalog an dem Model sah es perfekt aus. Aber dieses Model war ich nicht und deswegen war ich gar nicht so traurig, dass ich dieses Kleid nicht bekommen habe. Das Brautmodengeschäft hatte auch Kleider, die nicht sehr teuer waren, aber nicht in meiner Größe, die ich brauchte. Die Verkäuferin hatte allerdings doch noch eine Idee, da sie im Lager noch ein Kleid aus einer älteren Kollektion vorhanden hatte. Ich habe es angezogen und es passte. Ich war aber nicht die Braut, die ich sein wollte. Mit Accessoires und einigen Hilfsmitteln wurde ich dennoch zu einer hübschen Braut und ich hatte eine schöne Hochzeit. Diese Ehe hat nicht lange gehalten.

Nach der Trennung und während des ganzen Scheidungsverfahrens habe ich wieder einige Kilos mehr angesammelt. Ich hatte allerdings nicht die Kraft, mich auf eine Gewichtsreduktion zu konzentrieren. Es ist mir aber dennoch gelungen, hier und da, das ein oder andere Kilo abzunehmen und mich einigermaßen wohl zu fühlen. Allerdings fühlte ich mich dann doch nicht so wohl, um bei der Suche nach einem neuen Partner Erfolg zu haben.

Ich war neun Jahre lang alleinerziehende Mutter. Unterstützung erhielt ich von meiner Familie. Mit 36 lernte ich meinen heutigen Lebenspartner kennen. Ich war überglücklich, endlich einen Mann gefunden zu haben, der mich so akzeptiert und auch hübsch findet, wie ich war. Zu dem Zeitpunkt war ich auch Raucherin. Auch das wollte ich in all den Jahren davor schon so einige Male beenden. Durch meinen neuen Mann an meiner Seite habe ich es tatsächlich geschafft, von heute auf morgen, einfach so, mit dem Rauchen aufzuhören. Mittlerweile bin ich seit fast acht Jahren Nichtraucherin.

Ein Gedanke mit dem Rauchen nicht aufzuhören, war immer die Befürchtung, Gewicht zuzunehmen. Ich war deswegen ganz überrascht, dass das nicht so passiert ist. Ich habe nicht merklich zugenommen. Jedenfalls nicht, weil ich mit dem Rauchen aufgehört habe.

Mein Mann ist ein sehr offener und herzlicher Mensch, der immer sagt, was er denkt und was er fühlt. So kam es, dass er mich auch auf meine körperliche Veränderung ansprach. Auch er hat in seinem Leben schon viele Gewichtsauf- und abs durchgemacht. Er hat mir also angeboten, für mich auf meine Ernährung und meine Mahlzeiten zu achten. Das war neu und nicht immer ganz leicht für mich, aber ich habe mich darauf eingelassen. Mit dieser Methode habe ich knapp zehn Kilo abgenommen. Das war sehr schön und wurde auch sehr positiv aufgenommen.

Was denn genau passiert ist, kann ich nicht sagen. Ich weiß es schlichtweg nicht. Ich habe dann wieder massiv zugenommen und wiege nun wieder so viel, wie kurz vor der Entbindung meiner Tochter. Ich habe die Zahlen auf der Waage zwar gesehen, aber ich habe mich immer wohlgefühlt, beziehungsweise eben auch nicht. Ich habe sehr darunter gelitten. Gesundheitlich war soweit alles in Ordnung. So dachte ich jedenfalls. Es hat mich frustriert, dass Klamotten, die ich neu kaufen wollte, immer größer gekauft werden mussten. Einkaufen im Geschäft hat mir einfach keinen Spaß mehr gemacht und mich wahnsinnig frustriert, denn die Kleidung von der Stange, war nicht mehr für mich vorhanden. Alles was ich online bestellt hatte, habe ich zu Hause an probiert und zwar im Schnelldurchlauf. Die Anproben hatten nichts mehr mit Genuss zu tun. Ich habe mich nicht vor dem Spiegel gedreht und mich von allen Seiten betrachtet, um zu gucken, ob die Klamotten schön aussehen und mir gut stehen. Ich habe Klamotten gekauft, weil es notwendig war und ich sie brauchte. Denn der Verschleiß – gerade bei Hosen – war enorm. Nach kürzester Zeit waren die Hosen an den Innenseiten der Oberschenkel durchgerubbelt.

So hatte ich dann immer mal wieder Phasen, in denen ich sehr deprimiert war. Mein Mann fragte mich immer, woran es liegen könnte, dass ich zunehme. Denn er hat mich zu Hause Frühstück, Mittag- und Abendessen essen gesehen. Mehr meist nicht. Er konnte meist auch nicht mehr sehen, denn die Zwischenmahlzeiten und Naschereien blieben aus.

Wenn ich aber im Büro war, habe ich jeweils zwischen den Mahlzeiten noch etwas gegessen und sehr viel genascht. Hinzukommt, dass ich mich im Büro kaum bis gar nicht bewege. Selbst in den Mittagspausen bin ich nicht rausgegangen, um etwas Bewegung zu bekommen. Viele Jahre bin ich auch grundsätzlich mit dem Auto zur Arbeit gefahren. Die Zwischenmahlzeiten und die Naschereien habe ich meinem Partner gegenüber nicht zugegeben, weil ich mich vor mir selbst dafür geschämt habe. Ich war in einem Dilemma gefangen. Ich wusste also ganz genau, woran es lag, dass ich zugenommen habe, konnte dies aber nicht ändern. Denn ich habe gegessen aus Langeweile, Frust und auch zur Belohnung, wenn mir etwas besonders gut gelungen ist. Wenn ich dann wieder eine Depression hatte, weil ich wieder größere Klamotten brauchte, habe ich auch gegessen, um meinen Schmerz und meine Trauer darüber zu bekämpfen.

Leider reden wir hier nicht davon, dass ich dann eine kleine Tüte Gummibärchen oder einen Schokoriegel gegessen habe, nein, wir reden von einer großen Tüte Gummibärchen und einer kompletten Packung Schokoriegel oder einer ganzen Tafel Schokolade. Manchmal haben mich die Süßigkeiten nicht mehr zufrieden gestellt, dann habe ich auch noch zusätzlich gern herzhafte Sachen gegessen.

Es fällt mir nicht leicht, das alles zu gestehen und zuzugeben.

Oft saß ich im Büro und mir kam der Gedanke, dass ich doch jetzt unbedingt etwas essen möchte. Ich habe dann dagegen gehalten, denn es war noch lange nicht an der Zeit, wieder etwas zu essen. Mich hat aber der Gedanke nicht losgelassen und mich absolut beherrscht. Man darf sich das ruhig so vorstellen: Teufelchen links – Teufelchen rechts. Besser ist dieses Bild eigentlich nicht zu beschreiben, was sich da in mir abgespielt hat. In mir fand ein Streitgespräch mit mir selbst statt. Wisst ihr wer gewonnen hat?

Ich kann es vielleicht ein wenig so beschreiben, dass ich eine außerkörperliche Erfahrung hatte. Nach dem Hin und Her meiner beiden inneren Stimmen, obwohl die Stimme der Vernunft so gut wie gesiegt hatte, bin ich aufgestanden, habe mich angezogen und ich bin zum nächsten Supermarkt gelaufen, um mir dann den Korb voll zu machen. Ich konnte einfach nichts dagegen tun. Ich war wie ferngesteuert. Ich konnte mich selbst nicht aufhalten. Ich lief und lief und packte mir die Nahrungsmittel ein, in der Hoffnung, dass sie mich satt und zufrieden machen würden. Im Büro wieder angekommen, fing ich dann an zu essen und zwar so lange, bis entweder alles weg war oder ich so voll war, dass ich Bauchschmerzen bekommen habe. Mein schlechtes Gewissen schlug dann zu und ich fing an mich zu schämen. Für diese Scham habe ich mir dann noch etwas Süßes gegeben, weil ich mich ja irgendwie bestrafen musste. Danach ging es dann einigermaßen. Das Schlimmste daran ist, dass dieser Prozess noch vor der Mittagspause stattgefunden hat. Ein „richtiges“ Mittagessen habe ich dann nicht mehr gegessen, aber hier und da ging noch ein Stück Schokolade.

Nach Hause bin ich meist auch völlig satt und überladen gegangen. Dort konnte ich ja aber nun nicht sagen, dass ich schon so viel gegessen habe. Also habe ich mich brav an den Tisch gesetzt und habe auch hier noch meine Portion zu mir genommen.

Im Juni 2022 war dann der Punkt erreicht, an dem ich eine so tiefe Trauer in mir verspürte, mit der ich nicht mehr umgehen konnte. Ich habe mich für mich und vor mir selbst geschämt und mich verachtet. Ich hatte immer mal wieder solche Phasen, aber diesmal war das ganz tief in mir. Die Verzweiflung, die ich da gespürt habe, war schrecklich. Natürlich gehören dazu auch fürchterlich viele Tränen, die vergossen wurden – in den vielen Jahren waren es sicherlich einige Eimer voll Tränen. Aber diese bringen einen ja nicht weiter. Eine andere Lösung musste her.

Was aber kann einem noch helfen, wenn man so viel Möglichkeiten von Diäten bereits ausprobiert hat und sie nur wenig und kurzfristig geholfen haben. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die mit den unterschiedlichsten Diäten, die es so gibt, auf dieser Welt, Erfolg erzielt haben und ihn auch halten. Ich finde das ganz toll und ich beglückwünsche diese Menschen, dass es bei Ihnen funktioniert hat und sie den Willen hatten, dass so zu verinnerlichen. Viele von ihnen müssen sicherlich ein Leben lang kämpfen, um das Erreichte zu behalten. Ich bin auch bereit, dafür zu kämpfen. Aber allein und ohne eine einschneidende Veränderung wird es bei mir nicht funktionieren. Ich bin mit meinem Latein am Ende. Mir kann nur noch eine operative Lösung helfen.

In meinem damaligen Freundeskreis gab es eine Freundin, die das schon vor einigen Jahren gemacht hat. Ich habe sie dafür in gewisser Weise verurteilt und hatte kein Verständnis dafür, da ich der Meinung war, dass sie faul war und nicht genug Einsatz gezeigt hatte, um eine Veränderung ihres Gewichtes herbeizuführen. Heute sehe ich das anders. Heute habe ich mich selbst dazu entschlossen, eine Magenverkleinerung vorzunehmen. Ich werde mich unters Messer legen. Diese Entscheidung ist eine gravierende Entscheidung, die ich mir nicht leicht gemacht habe.

Gern möchte ich den Werdegang zu dieser Entscheidung und alle Erkenntnisse, die ich dazu erlangt habe, mit Euch teilen und vielleicht kann ich damit helfen, sollte sich noch jemand in dieser Situation befinden. Ich möchte gerne diese Plattform benutzen, um meine Erfahrungen zu teilen.