Sich zu ändern ist unheimlich schwer

Ich glaube, ich hatte mein erstes Dumping. Ich bin nun 15 Wochen post OP und habe mir einen Becher geschnittenes Obst gekauft. Dies schnabulierte ich im Büro als kleine Zwischenmahlzeit so vor mich her, als ich plötzlich heftige Bauchschmerzen bekam und ich sehr schnell die Toilette aufsuchen musste. Der Kreislauf blieb stabil, was wiederum gegen ein Dumping sprechen würde. Mir ging es jedenfalls danach wieder besser. Ich war allerdings schon von dieser Spontanität sehr überrascht und beeindruckt. Das ging alles sehr sehr schnell.

Einige Tage später habe ich noch einmal solch einen Obstsalat gegessen, bei dem sich diese Situation nicht wieder einstellte. Vielleicht war es doch etwas ganz anderes, wofür ich allerdings keine Erklärung habe.

Es ist schon bemerkenswert, wie sehr man auf die kleinsten Kleinigkeiten achtet. Früher hatte ich all diesen Dingen, wenn sie denn überhaupt aufgetreten sind, überhaupt keine Beachtung geschenkt. Doch jetzt ist alles anders.

Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht? Was war bei Euch los?

Beschwerden

Mit einigen Beschwerden habe ich allerdings leider noch immer zu tun. Da ist an erster Stelle der Haarausfall zu nennen. Es ist wirklich der absolute Wahnsinn, was ich mir da täglich ausbürste. Das belastet mich so sehr, dass ich mich fast gar nicht mehr traue, die Haare zu kämmen oder zu waschen. Es sind wirklich Strähnen, die ich mir da rausziehe. Der Haarausfall kann viele Gründe haben. Das kann zum einen mit der Narkose zusammenhängen als auch mit der ganzen Hormonumstellung. Ich habe Stimmen gehört und gelesen, die da sagten, dass der Haarausfall drei Monaten nach der Operation einsetzt. Er würde drei Monate kommen, drei Monate bleiben und drei Monate gehen. Das hört sich verdammt schlimm an. Mich belastet das wirklich sehr. Ich hatte meinen Mann gebeten, mir meine Haare etwas abzuschneiden, da meine Spitzen ganz furchtbar trocken waren. Er schlug dann vor, doch etwas mehr abzuschneiden, um meine Haarwurzeln von meinen doch recht schweren Haaren etwas zu entlasten. Nach einem ausgiebigen Gespräch darüber haben wir entschieden, dass er mir die Haare nicht schneidet. Ich bin dann ein paar Tage später zum Friseur gegangen. Dort habe ich mir meine Haare gute 20 bis 25 cm abschneiden lassen. Sie sind noch immer so lang, dass ich mir einen Zopf machen kann. Grundsätzlich habe ich wirklich kein Problem damit, mir meine Haare zu schneiden. Sie wachsen schließlich wieder nach. Und beim Friseur war auch alles gut. Danach ging es mir aber nicht ganz so gut. Es gibt schon so viele Veränderungen. Die abgeschnittenen Haare waren auch alle blond. Diese blonden Haare haben das Grau am Oberkopf etwas kaschiert. Jetzt sind alle Haare grau und ich fühle mich plötzlich gealtert. Die kurzen grauen Haare lassen mich gut und gerne zehn Jahre älter wirken. Das ist nicht schön. Durch die Abnahme wirke ich doch jünger. Ich kann mir aber momentan die Haare weder färben noch bleichen. Noch mehr belasten will ich sie aktuell nicht. Das wäre nicht gut. Die Friseurin hätte das auch nicht befürwortet. Aus diesem Grund trage ich meine Haare also weiterhin als Zopf. Die Friseurin war aber auch eine ganz Liebe. Sie hat meine Sorgen verstanden und war auch ganz vorsichtig. Seit vielen Jahren bin ich den Produkten von Kérastase verfallen. Teurer Spaß, aber ich finde die Produkte ganz toll und habe davon einiges zu Hause. So habe ich mir jetzt auch ein Shampoo für feines Haar (Genesis) gekauft.

Mal schauen, wie lange ich mich mit dieser Thematik auseinandersetzen muss, und hoffe, dass es ein baldiges, gutes Ende nehmen wird.

Wovon ich dann und wann geplagt bin, ist Schwindel. Gut, wenn ich mich einen Moment in gebückter oder gehockter Haltung befinde, kann ich das verstehen. Manchmal ist es aber so, dass wenn ich ganz normal gesessen habe und dann aufstehe, ich mit dem Schwindel zu tun habe. An einer zu geringen Wassermenge kann es meiner Meinung nach nicht liegen, da ich täglich mindestens zwei Liter Wasser trinke. Bei meinem nächsten Arztkontakt werde ich das mal ansprechen und fragen, woran das liegen könnte.

Tja, und dann sind da noch meine Rückenschmerzen. Die erstrecken sich von der Rückenmitte bis zum Lendenwirbelbereich. Von dort aus zieht es manchmal ordentlich in den linken hinteren Oberschenkel hinein. Damit war ich beim Orthopäden, der mir bestätigte, dass das mehr oder weniger „normal“ sei, dass sich alle Bänder wieder neu sortieren müssen nach der Abnahme und dabei eben Schmerzen verursachen können. Mir wurde Krankengymnastik verschrieben, die ich auch schon absolviert habe. Es gab sehr angenehme Massagen und Tipps, wie ich mit dem Aufbau von Bauchmuskeln, den Schmerzen im Rücken entgegenwirken kann. Daran muss ich noch arbeiten. Zu Hause steht ein Hula-Hoop-Reifen, der auf seinen Einsatz wartet. Mal schauen, ob das was bringt. Denn jede Art von Bewegung ist besser als gar keine Bewegung.

Bürosituation

Eben war es noch ein Kompliment, und nun kommt es fast schon einer Kritik nahe. Seit ich wieder arbeite, bekam ich von meiner Kollegin jedes Mal, wenn wir uns auf dem Flur begegneten, Bewunderung und Komplimente entgegengebracht. Es hieß immer, wie toll ich abgenommen hätte. Daraus entstand meist ein Gespräch darüber, wie es mir damit geht und wie schwer es ihr fallen würde, abzunehmen und darüber, dass sie es eigentlich aufgegeben hat, da sie zu alt dafür sei und ihr Alter für ihr Gewicht verantwortlich sei. Heute war es so, dass sie mir sagte, dass ich jetzt aber etwas machen müsse, denn ich sei ja schon schlank genug. Das wiederholte sie sogar noch zweimal. Keine Ahnung, ob ich mich darüber aufregen soll oder ob es sich überhaupt lohnt, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Ein bisschen geärgert hat es mich schon, zumindest aber verwundert. Irgendwie fand ich das blöd. Wahrscheinlich denke ich darüber noch einen Moment nach und dann ist es auch wieder gut. Wie schnell sich das ändern kann.

Zudem, zu „hohen“ Alter kann ich nur sagen, dass das nicht stimmt. Meine Kollegin ist 50 Jahre alt und ich kenne Menschen, die diese Magenoperation mit 60 haben machen lassen. Sie nehmen ab und fühlen sich immer wohler damit. Die Lebenslust und -freude ist wieder vorhanden. Deswegen kann ich nur sagen, dass es ein „zu alt dafür“ nicht gibt. Allerdings muss man es wollen. Bekanntlich lässt sich dann vieles schaffen, wenn der Wille da ist.

Wenn ich aber schon einmal im Büro bin, dann bleibe ich doch gleich mal dort und berichte etwas über meinen Alltag dort und wie sich dieser gestaltet.

Ich kann sagen, dass es besser läuft, als ich befürchtet hatte. Meine Angst war ja, dass ich wieder in den alten Trott verfalle und in meine besonderen Situationen gelange und dann wieder rückfällig werde. Ab und zu habe ich eine kleine, gesunde Zwischenmahlzeit, die aus Obst besteht. Das kommt nur dann vor, wenn das Frühstück sehr klein ausgefallen ist, weil mein Magen nicht mitgespielt hat. Mein Mittagessen bringe ich mir in aller Regel mit und kann es mir gegebenenfalls in der Mikrowelle warm machen. Ich habe aber auch einige Töpfchen Kartoffelpüree in meiner Schublade. Selten kommt es auch mal vor, dass ich losgehe und mir eine asiatische Sauer–Scharf–Suppe hole. Das ist aber wirklich die absolute Ausnahme. Meine 2 l Wasser trinke ich auch jeden Tag im Büro. Hier habe ich festgestellt, dass mir das Trinken im Büro leichter fällt, als zu Hause. Im Büro steht die Flasche immer griffbereit auf dem Tisch. Zu Hause bewege ich mich viel und habe die Flasche leider nicht immer im Blick. Schaffe aber dennoch meine Trinkmenge irgendwie. Nachdem ich gegessen habe, mache ich mich immer auf den Weg für einen Spaziergang. Mein Büro liegt direkt an der Spree – das nutze ich aus. Es kann aber auch vorkommen, dass ich ein paar Besorgungen mache. Das aber auch meist alles zu Fuß.

Aktuell kann ich also sagen, dass alles bestens läuft. Ich hoffe, dass mir das noch lange erhalten bleibt.

Sucht bleibt Sucht

Darüber sollte man sich bewusst sein. Wie jede andere Sucht, ist die Esssucht auch eine Sucht. Der Unterschied z. B. zur Alkohol– oder Drogensucht ist, dass hier bei der Genesung nicht auf Nahrung verzichtet werden kann. Das ist schon recht schwierig. Der Alkoholiker muss ganz auf Alkohol verzichten, der Esssüchtige muss sich auf gesunde Lebensmittel konzentrieren. Es gibt keinen gesunden Alkohol. Oder nur eine kleine Menge Drogen, wie eine kleine Portion zum Abendessen. Es gibt auch andere Süchte, deren Entzug nicht „nur“ mit Verzicht arbeiten können, zum Beispiel Workaholics. Letztlich ist es ja so, dass alles, was mehr als „normal“ gemacht oder konsumiert wird, eine gewisse Sucht ist. Nur manche werden gesellschaftlich geachtet oder gefeiert und andere werden eben verachtet und missbilligt. Das kann man gut finden oder auch nicht, aber kann man es ändern? Wahrscheinlich nicht. Man kann sich aber dazu Gedanken machen und darüber nachdenken. Ob es einem hilft… Ich weiß es nicht genau. Es ist nur so: viele Süchtige sind und bleiben es. Wenn sie der einen Sucht abgesprochen haben, haben sie sich eine andere Sucht gesucht, um sich abzulenken. Nicht bewusst ausgewählt, sondern hineingerutscht, weil sie von ihrer Ursprungssucht wegkommen wollen, beziehungsweise Ablenkung brauchen. Vergleichbar mit einer Übersprungshandlung. So kann es passieren, dass der Alkoholiker plötzlich süchtig nach Schokolade wird und Drogensüchtige sich dem Sport voll und ganz hingeben und so eine neue Sucht entstehen kann.

Die ständige Kontrolle des Gewichts und das Zählen von Kalorien kann zu einer Magersucht führen. Ich würde nicht sagen, dass ich schon so weit bin, aber hier muss man aufpassen und drauf achten.

Mir hat mal jemand erzählt, dass er früher morgens und abends auf die Waage stieg, um sein Gewicht zu kontrollieren. Nachdem er das für sich realisiert hatte und merkte, in was für einer Zwangssituation er sich da befand, konnte er damit sofort aufhören. Seit Jahren geht er nicht mehr auf die Waage und will sein Gewicht nicht wissen. Er merkt anhand seines Körpergefühls, ob alles im grünen Bereich sei. Das bewundere ich, aber da bin ich noch lange nicht. Mein Körpergefühl hat mich immer im Stich gelassen. Deswegen habe ich solche Ausmaße angenommen. Ich möchte und brauche die Kontrolle durch die Waage. Die Frage ist, wie sehr ich mich davon beeinflussen lasse und was es mit mir macht.

Ich finde es auch nicht verkehrt, dass das angezeigte Gewicht dann eine Reaktion hervorruft. Wenn es einen aber verrückt macht und man nie zufrieden mit seinem Gewicht ist, welches einem dann angezeigt wird, bin ich auch dafür, die Waage nicht mehr zu benutzen.

Nach meinem Körpergefühl kann ich aber noch nicht gehen. Das ist noch nicht vorhanden. Dazu ist alles noch viel zu frisch und noch nicht eingespielt genug.

Vielleicht kommt es irgendwann einmal. Aber noch ist mir die Waage nicht lästig. Aktuell gehe ich gern drauf. Klar wäre es doof, wenn wieder eine größere Zahl dastehen würde, aber damit kann ich dann arbeiten und weiß, wo ich stehe.t dort so hinein.

Die Psyche kommt so schnell nicht hinterher

Ich versuche das mal zu beschreiben. Vielleicht gelingt es mir.

Vor wenigen Wochen saß ich mit Freunden zusammen, und als die mich fragten, wie viel ich denn schon abgenommen hätte und ich ihnen das sagte, kamen mir die Tränen. Tränen des Glücks und der Freude waren das.

Vor ein paar Tagen war es so, dass ich bei einer privaten Baustellenbesichtigung war. Dazu waren 15 Personen eingeladen. Für die Besichtigung der unterschiedlichen Etagen musste der Fahrstuhl benutzt werden. Ihr kennt das. Es ist immer eine Maximalbelastung angegeben.

Als ich sah, wie alle einstiegen, habe ich mich nicht getraut, weil ich dachte, dass ich eine Überbelastung auslösen werde. Alle Besucher waren mir bekannt und meinten, dass ich endlich einsteigen solle, ich wäre ja eh nur noch die Hälfte. Das stimmt nicht so ganz, aber ich bin mehr als 30 Kilo leichter. Ich bin eingestiegen, aber mit einem komischen Gefühl. Meine Selbstwahrnehmung ist noch eine ganz andere.

In der Nacht zuvor habe ich von mir geträumt. Im Traum hatte ich realisiert, dass ich abgenommen habe und schlanker war, aber ich habe mich so nicht gesehen. Ich stand vor einem Spiegel und habe nur meine Waden gesehen. Es waren dicke fette Stümpfe. Das hat mich verwundert, denn so dick waren sie nie und ich fühlte mich ja auch ganz anders. Was ich damit sagen will. Ich bin mir der Zahlen der Abnahme und auf der Waage bewusst, aber mein Gefühl kommt nicht so schnell hinterher. Die Kleidergrößen werden kleiner, ich fühle mich besser, aber im Kopf bin ich noch nicht so weit.

Ich habe mich um psychologische Hilfe bemüht, aber das ist superschwer. Die Hürden, die da zu überwinden sind, sind echt hoch. Es wird einem wirklich nicht einfach gemacht. Ganz verstanden habe ich das System mit der Kostenabwicklung noch nicht. Gerne möchte ich aber Hilfe haben. Ich werde noch ein Weilchen dran bleiben und versuchen, doch noch Unterstützung zu bekommen.

Habt ihr damit Erfahrungen gemacht?
Wenn ja, welche?
Wie seid ihr an einen Therapieplatz gekommen?
Hat die Therapie geholfen?
Hat sie etwas gebracht?t?

UHU – unter Hundert

13 Wochen nach der Operation habe ich 29,9 Kilo abgenommen und bin nun endlich wieder zweistellig. Und dann auch noch so, dass ich morgen nicht gleich wieder dreistellig sein kann. Ich bin davon völlig überwältigt und kann das noch gar nicht realisieren. Ja, ich freue mich wie Bolle darüber, habe es für mich aber noch nicht gefasst. Es ist schwer zu beschreiben.

Letzte Woche waren Freunde zu Besuch. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich 28,7 Kilo abgenommen. Als ich das erzählte, wurde es mir plötzlich bewusst und dann überkam es mich. Die Tränen kamen einfach. Dagegen konnte ich gar nichts machen.

Ich muss zugeben, dass ich meine Ergebnisse nicht als meine Erfolge ansehe, sondern das ist ja von allein passiert und ich ja nur wenig esse. Viel dazu tue ich nicht, wie z. B. Sport. Mein Mann sagt mir immer wieder, wie stolz er auf mich ist und mich für meine Leistung bewundert. Ich sehe das anders und nicht so. Ja, ich muss einige Einschränkungen hinnehmen und Hindernisse überwinden, sehe aber die Leistung dahinter nicht. Dies zeigt mir, dass ich mich verstärkt darum kümmern muss, eine Psychotherapie zu beginnen. Mein Kopf kommt scheinbar nicht hinterher mit all den Veränderungen. Es ist viel passiert. Fällt mir auch schwer, das alles in Worte zu fassen. Oft sind es Kleinigkeiten, die mir plötzlich bewusstwerden. Ich kann meine Beine wieder überschlagen, ohne dass es aussieht, als wenn ich ein Bauer wäre. Und nicht nur das. Überschlagen passen sie auch unter eine Tischplatte. Ich mag meine Beine. Sie wirken so schlank. Ich kann meine Schlüsselbeinknochen wieder sehen und meine Hüftknochen wieder spüren. Von meinem Gesicht und meinen Gesichtszügen will ich gar nicht erst anfangen. Mein Ehering sitzt ganz locker am Ringfinger. Da muss sicherlich bald etwas passieren. Vor ein paar Tagen habe ich meinen Badeanzug anprobiert – keine Ahnung, wie lange ich mich nicht mehr in solch einem Outfit gezeigt habe. Er passt! Dennoch werde ich mir wohl einen Neuen gönnen, denn ich freue mich schon auf den Sommerurlaub. Ich liebe lange Strickmäntel, Kaftans und Kimonos. Diese habe ich immer auch im Sommer als „Versteck“ getragen. Die konnte ich mir immer sehr gut umwickeln und war so der Meinung, dass ich mich damit verstecken kann. Diese Kleidungsstücke trage ich heute immer noch sehr gern, weil ich sie chic finde und mich darin gut fühle. Genau das ist der Unterschied. Ich fühle mich darin wohl und kann mich viel befreiter darin bewegen und den fliegenden Stoff präsentieren. Das macht Spaß! Oft trage ich diese Teile aber auch nicht und habe sogar recht eng anliegende Oberteile an. Ja, die ein oder andere Speckrolle ist noch da und man kann sie sehen, aber ich kann damit ganz anders umgehen als noch vor ein paar Wochen. Das Selbstvertrauen entwickelt sich immer mehr in die positive Richtung.

Das alles überwältigt mich doch sehr und ich komme mental da nicht so hinterher. Klar freue ich mich über alles, aber richtig frei kann ich noch nicht leben. Oft überkommen mich Zweifel bzw. ist meine Laune getrübt, wenn ich wieder Bauchschmerzen habe oder mir übel ist. Da fällt es mir schon mal schwer, positive Gedanken zu haben. Allerdings versuche ich mir doch immer wieder vor Augen zu führen, was man geopfert hat, um diese Operation zu ermöglichen, bzw. was zu meinem Gewichtsverlust geführt hat. Das war schon alles ein ganzes Stück Arbeit. Da ist es nicht verkehrt, dass man sich auch mal selbst auf die Schulter klopft und sich selbst lobt für das bereits Erreichte.

Heute war ich bei der ersten postoperativen Blutkontrolle. Mein mir ewig unterstellter Bluthochdruck war heute nicht mehr da und ich hätte allen Grund dazu gehabt, denn die Blutabnahme verursacht mir immer enormen Stress. Bei dem Gespräch mit der Ärztin hatte ich nachgefragt, wie hoch die Abnahmen in dieser Zeit, nach ihrer Erfahrung so seien. Innerhalb von drei Monaten sei meist mit einer Abnahme von 15 bis 20 Kilo zu rechnen, sagte sie. Sie machte tellergroße Augen, als sie hörte, dass es bei mir bereits 30 Kilo sind. Ich frage mich, wie man das nur steuern soll? Wenn ich nichts essen würde, okay, ist aber nicht so.

In zwei Wochen weiß ich, ob irgendwo von irgendwas ein Mangel vorliegt und was ich dagegen machen kann. Eine gewisse Aufgeregtheit ist schon vorhanden. Natürlich hoffe ich, dass alles in Ordnung ist, bzw. sollte etwas nicht in Ordnung sein, dass es schnell und unkompliziert korrigiert werden kann.

Das Leben ist hart, aber die einzige Zeit, in der man Spaß haben kann.

Was mich momentan sehr belastet, ist die ständige Übelkeit. Ich habe mich sicherlich an der ein oder anderen Stelle falsch ernährt, aber eben nicht ständig. Das kann einem schon sehr die Laune verderben. Mein Arzt in der MIC-Klinik bat mich ja um ein 14-tägiges Ernährungs– und Beschwerdeprotokoll, welches ich geführt und eingereicht hatte. Die Ernährungsberatung rief mich daraufhin an. Was genau die Übelkeit auslöst, konnte sie mir nicht sagen. Allerdings stellte sie fest, dass meine Nahrung sehr ballaststoffhaltig sei. Ich habe für mich ein Roggenknäckebrot entdeckt, das ich lecker und gut bekömmlich finde. Frau Brecht hat das zu viele Ballaststoffe. Ich soll auch darauf achten, dass mehr Fett an meine Speisen kommt. Ihr Fazit war, dass ich mich zwar sehr gesund ernähre, aber eben zu ballaststoffreich und zu wenig Fett.

Was ich für mich entdeckt habe, ist Wassereis. Hier habe ich festgestellt, dass dieses durchaus meinen Magen beruhigen kann, wenn dieser mal wieder rebelliert. Fast wie ein Verdauungsschnaps. Davon kann ich auch zwei Stück essen. Sehr lecker finde ich auch Latte Macchiato. Beinahe jeden Tag, den ich ins Büro gehe, trinke ich einen – selbstverständlich ohne Zucker. Das geht auch.

Nach der Taufe meiner Nichte kamen noch so einige Familienfeiern, die darin endeten, dass man ins Restaurant gegangen ist. Wenn es vorher noch Kuchen gab, war das wirklich schwierig. Die Abfolge der Mahlzeiten ist dann ja meist recht eng. Wenn ich den Kuchen nicht selbst gemacht habe, habe ich ihn nicht gegessen. Ich möchte mich der Zuckergefahr nicht hingeben. Allerdings habe ich ein tolles Rezept mit Quark und Früchten, das lecker schmeckt. Die Früchte kann man austauschen und so hat man jedes Mal einen anderen Kuchen. Jedoch füllt er recht gut und somit ist der anschließende Restaurantbesuch nicht ganz so einfach. Das eine Mal habe ich mir einfach eine Suppe schmecken lassen. Bei der nächsten Familienfeier bestellte ich mir Garnelen vom Grill. Superlecker und sehr eiweißreich. Sie wurden auch mit einer ordentlichen Portion Öl serviert, was dann allerdings etwas schwer im Magen lag. Aber sie waren wirklich gut und lecker. Schade ist leider nur, dass ich auch nur maximal die Hälfte von der Portion essen kann. Mitnehmen lohnt sich bei Fisch leider nicht. Die Kellner kommen immer an und fragen mich ganz entsetzt, ob es mir nicht geschmeckt hat oder ob irgendetwas nicht in Ordnung gewesen sei. Ich beteuere dann ganz intensiv, dass es sehr lecker gewesen sei, ich aber nicht mehr kann. Oft habe ich das Gefühl, dass es mir nicht geglaubt wird. Es ist mir schon ein wenig unangenehm, aber was soll ich machen? Nur weil mich die Kellner komisch anschauen, werde ich nicht weiter essen.

So werden sicherlich noch einige Familienfeiern mit und ohne Restaurantbesuche kommen. Die Speisekarte liefert aber für jeden Geschmack etwas. Mittlerweile lass ich mir auch gern im Vorfeld schon einmal sagen, welches Restaurant aufgesucht wird oder zumindest die Länderküche, damit ich entweder im Internet schon einmal nach der Menükarte gucken, oder aber mir schon einmal Gedanken machen kann, was für mich denn passen könnte.

Alles im allen ist das noch gar nicht so einfach. Ich bin mal gespannt, wie sich diese Thematik noch entwickeln wird.

Was sind Eure Erfahrungen? Schildert sie mir doch gern in den Kommentaren.

Die Frau im Spiegel gefällt mir

Meine erste Arbeitswoche ist also überstanden.

Nun folgt die Taufe meiner Nichte.

Da bin ich vor einigen Tagen durch meinen Kleiderschrank gegangen und habe mehrere Kleidungsstücke gefunden, die ich hätte anziehen können. Leider war aber kein komplettes Outfit mit dabei.

So habe ich dann auf meinen Jumpsuit zurückgegriffen, denn dieser ist figurbetonend und das wollte ich unbedingt. Nach der vielen und harten Arbeit der letzten Wochen, wollte ich zeigen, was ich geschafft habe und mich präsentieren.

Ja, ich wollte auch angeben. Das wollte ich mit mir noch nie.

Es hat auch geklappt!

Ich habe von allen Seiten Komplimente bekommen, die Balsam für meine Seele waren und gewisse Unannehmlichkeiten wieder gut gemacht haben.

Nach der Kirche ging es in den Garten, wo ein fertig gedeckter Tisch mit einem lecker aussehenden Kirschkuchen auf die Gäste wartete. Den habe ich mir aber gekniffen und habe mir einen Apfel klein geschnitten und gegessen. Ein kleines Stück ging sogar an meine Nichte, da sie keine Lust mehr auf ihren Brei hatte. 🙂

Momentan verzichte ich noch auf Alkohol. Bei solchen Veranstaltungen ist es ja aber meist üblich, dass ein Toast ausgesprochen wird. Hier habe ich als Alternative alkoholfreien Wein für mich entdeckt. Nein, alkoholfreier Wein ist nicht Traubensaft, wie mir dann gern gesagt wird. Der Wein ist säuerlicher. Ich finde ihn gut und trinke ihn gern.

An alkoholische Getränke werde ich mich später, langsam und vorsichtig versuchen. Noch habe ich genug mit der Nahrungsumstellung zu tun, da kann der Alkohol noch warten. 😉ersuchen.

Alles scheint mir erreichbar

Seit gestern sind es 20 Kilo weniger auf der Wage. Es ist ein Freudenfest.

Meine Familie hat sich sehr für mich gefreut.

Endlich steht eine Null in der Mitte, der noch dreistelligen Zahl.

Meine Tochter fragte mich, wann ich denn das letzte Mal zweistellig war. Da musste ich erst einmal überlegen. Es fiel mir dann aber ein. Ich war das letzte Mal zweistellig, als ich mit ihr schwanger wurde. Das war 2003. Während der Schwangerschaft nahm ich mindestens 40 Kilo zu. Nach der Entbindung verlor ich dann zwar wieder etwas Gewicht, aber ganz bin ich es nie losgeworden. Eher habe ich doch noch weiter zugenommen.

Und wenn ich ganz genau darüber nachdenke, dann renne ich fast mein halbes Leben mit diesem mächtigen Übergewicht durch die Gegend. Damit ist nun aber Schluss. Es entwickelt sich in die richtige Richtung.

Heute war mein erster Arbeitstag nach sechs Wochen Erholung und Genesung zu Hause.

Ich hatte ja meine Bedenken geschildert, was meine speziellen Situationen angeht. Bis jetzt kann ich sagen, dass es mir gut geht. Allerdings muss ich auch zugeben, dass mich der ein oder andere „böse“ Gedanke schon beschlichen hat. Darauf trinke ich eine Tasse Tee. Das hilft. Gleich am Morgen lief mir meine Kollegin über den Weg. Ich musste erst einmal meine Jacke und mein Halstuch ablegen, um mich präsentieren zu können. Sie machte tellergroße Augen und war total überrascht. Für ihre Komplimente habe ich mich bedankt.

Einige Zeit später kam einer meiner Vorgesetzten zu mir und wir haben ein wenig gequatscht. Ihm habe ich auch erzählt, dass es zwischendurch mal Tage gibt, an denen es mir nicht so gut geht und mir dann alles schwerer fällt. Ich bin auf totales Verständnis gestoßen und er hat mir gleich angeboten, dann eben von zu Hause aus zu arbeiten. Das ist sehr nett und ist total schön, wenn man sich dieser Unterstützung sicher sein kann.

Bevor ich aber ins Büro ging, stand ich heute Morgen vor meinem Kleiderschrank und hatte ein Problem. Ich habe nichts zum Anziehen! Das kennen viele (Frauen). Dieses Problem begleitet mich auch schon eine lange Zeit, aber jetzt ist es anders. Ich habe keine Klamotten, nicht weil sie mir zu klein sind, nein, sie sind zu groß geworden. Oberteile und Hosen, die vor drei bis sechs Wochen noch passten, fallen mir entweder beim Laufen von der Hüfte oder hängen sehr labberig an mir herunter. Da muss etwas geschehen. Ich muss shoppen gehen! 🙂

Ich war tatsächlich shoppen.

Als erstes war ich bei Triumpf und habe mir einen neuen BH gekauft. Meine alten BH´s sind mir zu groß geworden. Ich hatte einen Unterbrustumfang von 110 und nun habe ich einen von 95. 95! Der totale Wahnsinn! Auch das Körbchen hat sich verändert/verkleinert – von F auf D.

Mal schauen, wohin sich das noch entwickelt. Deswegen habe ich nicht großartig zugeschlagen und bin bescheiden geblieben.

Ich wollte mir dann noch eine Jeans kaufen, aber die Auswahl war nicht so besonders. Sehr lustig. Ich habe die Wahl und MUSS nicht die Jeans wählen, die halt einfach nur passt, sondern mir auch gefällt. Da werde ich wohl das Internet bemühen und mir eine Auswahl nach Hause kommen lassen. Das ist dann auch etwas entspannter als in diesen schlecht ausgeleuchteten Umkleidekabinen.

Allerdings war ich nicht ganz zufrieden und bin dann noch in ein anderes Bekleidungsgeschäft gegangen. Ich habe gar nicht nach etwas Bestimmten gesucht, sondern schlenderte so durch die Klamotten. Nach einer Weile bin ich schließlich mit vier Oberteilen in der Größe XL in die Umkleidekabine gegangen. Ein Teil war zu klein. Die Passform ist auch immer vom Stoff abhängig. Zwei Teile passten zwar, saßen aber richtig schlecht. Das letzte Teil war doch tatsächlich zu groß. Die Größe XL war zu groß! Unfassbar! Keine Ahnung, wann das das letzte Mal so war.

Ich habe mir das Oberteil also in Größe L gekauft.

Mir ist bewusst, dass ein anderes Teil wieder in einer anderen/größeren Größe gekauft werden muss, aber ich habe seit Jahren ein Bekleidungsgeschäft mit einem guten Gefühl verlassen. Und ich konnte mir ein Teil von der Stange kaufen. Von all diesen Tatsachen bin ich total geflasht und kann es kaum glauben. Ich bin sehr von Glücksgefühlen erfüllt.

Das macht Lust auf mehr.

Ein ganzer Schrank voller NIX zum Anziehen

In einigen Tagen findet die Taufe meiner Nichte statt. Für dieses Ereignis brauche ich natürlich etwas zum Anziehen. In meinen Schränken hängen einige Kleider und Röcke, die mir früher einmal passten; aus denen ich herausgewachsen bin. Nun war es an der Zeit, einmal zu schauen, ob eventuell etwas dabei ist, was mir doch wieder passen könnte. Das Ergebnis ist, dass ich die Wahl zwischen zwei Kleidern und drei Röcken habe. Alles passt, ohne zu kneifen oder zu pressen. Darüber bin ich so happy, dass es mir wirklich schwerfällt, eine Wahl zu treffen und ich es bedauere, dass nicht mehr solcher Veranstaltung anstehen, um alles zu tragen. Wenn ich diese Operation nicht gemacht hätte, müsste ich mir etwas Neues kaufen und das wäre nur mit Frust passiert, denn es hätte wieder größer sein müssen und, nach meiner Erfahrung, wäre es nicht das gewesen, was ich mir vorgestellt hätte, sondern wäre eine Lösung gewesen, mit der ich hätte leben können. Kein schöner Gedanke. Nie mehr soll das so sein.

Was ich auch gemerkt habe …

Noch vor einigen Wochen bin ich durch die Gegend gelaufen und habe immer darüber nachgedacht, was andere von mir halten und über mich denken. Das ist heute noch immer so. Dass das nicht gesund ist und ich das bleiben lassen soll, ist leichter gesagt als getan. Ich arbeite daran. Jedenfalls bin ich über das Erreichte schon recht stolz. Aber die Menschen, die mich nur selten sehen und nicht kennen, könnten denken, dass die Frau da ganz schön fett ist. Dabei fühle ich mich immer wohler und kann immer selbstbewusster durch die Welt laufen. Es gelingt mir nur selten, diese Gedanken abzuschütteln. Ich arbeite dran. Nur die Menschen, die mich kennen und/oder öfter sehen, können ja den Unterschied bzw. den Verlauf sehen.

Nach nun über sechs Wochen zu Hause werde ich nächste Woche wieder ins Büro gehen. Ein wenig Bammel habe ich schon davor. Denn hier habe ich meinem Körper all die Grausamkeiten angetan. Hier wurde ich fremdgesteuert immer zum Supermarkt geschickt und habe gegessen, was am Ende im Einkaufskörbchen war. In gewisser Weise traue ich mir selbst nicht über den Weg. Für meine besonderen „Situationen“ muss ich mir eine Strategie einfallen lassen. Als erstes nehme ich mir eine Mikrowelle und immer etwas zu essen von zu Hause mit. Dann will ich zusehen, dass ich in meiner Pause auch immer mein Büro verlasse und spazieren gehe. Schließlich habe ich die Spree direkt vor der Bürotür. Für Hungerattacken und/oder meine „Situationen“, wie Frust, Freude, Ärger, Langeweile, muss noch ein Masterplan her. Viele sagen, dass ich aufstehen und im Büro umherlaufen soll. Das will ich versuchen und hoffe, dass es hilft. Ich werde mir zwei Fotos ausdrucken und ins Sichtfeld hängen. Ein abschreckendes Beispiel, wie es nie wieder sein soll und ein angestrebtes Bild, wie es sein könnte, ohne mir selbst zu viel Druck zu machen. Ich werde mir auch ein Buch mitnehmen, damit ich lesen kann, sollte Langeweile auftreten.

Für die schlimmsten Notfälle packe ich mir zuckerfreie Bonbons ein. Hier kann ich die Kaubonbons von Mentos und Lutschbonbons von Vivil empfehlen.

Wenn ihr noch Tipps habt, dann her damit. Lasst mir gerne einen Kommentar da.