Große Herausforderung, das Gewicht zu halten

Ein leidiges und wiederkehrendes Thema. Was heißt wiederkehrend … es besteht irgendwie dauerhaft. Mit der Magen-Operation dachte ich, oder erhoffte ich mir, dass die Gedanken, die ständig um Essen, Gewicht, Kalorien etc. kreisen, weg sind.
Nein!
Sind sie nicht!
Ob sie schlimmer sind? Vielleicht?!
An sich sind die Gedankengänge eventuell gleichgeblieben, aber es sind definitiv neue Gedanken dazu gekommen. Gedanken, wie „Versau es dir doch nicht!“ „Streng Dich an!“ „Mach das richtig!“

Nachdem ich eine Phase hatte, in der ich merklich mehr gegessen habe und ich am Ende der Woche, an meinem Wiegetag, mehr als zwei Kilo zugenommen hatte, habe ich mich geschämt und war mehr als von mir selbst enttäuscht.
Ich habe mich vor dem Spiegel gestellt und mich ausgeschimpft. Ich war wirklich richtig böse mit mir und konnte mich selbst nicht ausstehen. Im Konflikt mit einer anderen Person wäre ich gegangen, hätte sie stehen lassen und hätte einige Zeit nicht mit ihr geredet.
Schlecht, wenn man selbst diese Person ist. Ich musste mich also mit mir selbst auseinandersetzen.
Gut, normalerweise hat das Schimpfen mit mir immer dazu geführt, dass ich zum Essen gegriffen habe. Das durfte diesmal nicht so sein.
Ich muss es doch schaffen können, auf meine Mahlzeiten zu achten, nicht zu übertreiben und mich selbst unter Kontrolle zu bringen. Andere können das doch auch. Die Chance, die ich durch diese Operation erhalten habe, muss ich doch nutzen und nicht alles wieder kaputt machen.
Das wäre doch so schade.
Das wäre so enttäuschend.

Nachdem ich mich also vor dem Spiegel ausgeschimpft habe, habe ich angefangen, mir Mut zuzusprechen und mich zu motivieren. Ich habe mich mit mir selbst verschworen. Es muss doch wieder in den Griff zu bekommen sein.

Also habe ich mich jeden Tag auf die Waage gestellt, morgens und abends. Ich habe strengstens darauf geachtet, nur drei Mahlzeiten am Tag zu essen. Ich habe komplett auf Süßigkeiten, Snacks etc. verzichtet.
Hart aber was sollte ich machen. Auf mein Gefühl kann ich mich nicht verlassen. Das täuscht mich sehr und so waren böse Überraschungen plötzlich da. Für mich funktioniert nur Kontrolle und Überwachung. Anders geht es nicht. Ich würde es mir anders wünschen, aber dafür bin ich zu schwach und nicht gemacht. Jahrelange Gewohnheiten lassen sich nicht so einfach ändern und wegoperieren.
Sicher ist es hilfreich, sich zu notieren, was man am Tag gegessen und getrunken hat.
Kurz nach der Operation war ich auch diszipliniert dabei, aber das ist leider nicht mein Ding. Ich vergesse das Notieren, verschiebe es auf später und Tage später weiß ich nicht mehr, was ich gegessen und getrunken habe.
Dies ist leider nicht zur Routine für mich geworden.

Im Grunde sind meine Mahlzeiten ja auch gleich. Morgens esse ich immer ein Overnight-Oat mit Haferflocken, Chia-Samen, Banane, Himbeeren, Milch und Joghurt. Mittags gibt es oft Reste vom Abendessen und abends dann etwas Selbstgekochtes. Wenn ich mich nur an diese drei Mahlzeiten halten würde, wäre alles nicht so schlimm und ich bräuchte mir keine Gedanken über irgendetwas machen. Leider bleibt es nicht dabei. Mein Mann sagt mir immer, dass ich Snacks planen soll. Ja und nein. Er hat schon recht damit, dass wenn es denn sein muss, es wenigstens richtig und vernünftig geplant sein sollte. Aber eigentlich will ich das ja gar nicht. Allerdings ist es auch so, dass ich manchmal etwas essen möchte, es aber zu den geplanten Mahlzeiten gar nicht schaffe. So bleibt mir eigentlich nichts anderes übrig, als es später zwischendurch zu essen, wenn es denn unbedingt sein muss.
Muss es das? 
Nein! Muss es sicherlich nicht. Nur manchmal freue ich mich so sehr darauf – gerade am Wochenende.
Es gibt Momente, in denen schaffe ich es, ganz genau darüber nachzudenken, was jetzt zu tun ist. Ich wäge dann ab, was ich tun kann und was jetzt clever wäre. 
Es gelingt mir recht häufig, mir entweder einen Tee oder einen Latte Macchiato zu machen.
Oft hilft mir das über die schlimmsten Gefühle hinweg und lässt mich noch warten, bis ich die nächste Mahlzeit zu mir nehmen kann. 

Es ist mir leider noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen, bzw. habe ich es noch nicht im Gefühl. Mein Mann ist einmal nach sehr langer Zeit selbst auf die Waage gegangen und sagte vorher noch, was diese anzeigen wird. Es war so erstaunlich, dass es gestimmt hat. Das könnte mir nicht passieren. Selbst mit einer Woche voller Disziplin und selbst wenn ich mich jeden Tag wiege, könnte ich keine Zahl nennen, die in der Anzeige erscheint. Keine Ahnung, ob es mir jemals gelingen wird, da ein richtiges Gefühl zu entwickeln. 

Bis sich das eventuell einmal entwickelt und einstellt, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zu kontrollieren und mir eben Gedanken dazu zu machen.

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