UHU – unter Hundert

13 Wochen nach der Operation habe ich 29,9 Kilo abgenommen und bin nun endlich wieder zweistellig. Und dann auch noch so, dass ich morgen nicht gleich wieder dreistellig sein kann. Ich bin davon völlig überwältigt und kann das noch gar nicht realisieren. Ja, ich freue mich wie Bolle darüber, habe es für mich aber noch nicht gefasst. Es ist schwer zu beschreiben.

Letzte Woche waren Freunde zu Besuch. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich 28,7 Kilo abgenommen. Als ich das erzählte, wurde es mir plötzlich bewusst und dann überkam es mich. Die Tränen kamen einfach. Dagegen konnte ich gar nichts machen.

Ich muss zugeben, dass ich meine Ergebnisse nicht als meine Erfolge ansehe, sondern das ist ja von allein passiert und ich ja nur wenig esse. Viel dazu tue ich nicht, wie z. B. Sport. Mein Mann sagt mir immer wieder, wie stolz er auf mich ist und mich für meine Leistung bewundert. Ich sehe das anders und nicht so. Ja, ich muss einige Einschränkungen hinnehmen und Hindernisse überwinden, sehe aber die Leistung dahinter nicht. Dies zeigt mir, dass ich mich verstärkt darum kümmern muss, eine Psychotherapie zu beginnen. Mein Kopf kommt scheinbar nicht hinterher mit all den Veränderungen. Es ist viel passiert. Fällt mir auch schwer, das alles in Worte zu fassen. Oft sind es Kleinigkeiten, die mir plötzlich bewusstwerden. Ich kann meine Beine wieder überschlagen, ohne dass es aussieht, als wenn ich ein Bauer wäre. Und nicht nur das. Überschlagen passen sie auch unter eine Tischplatte. Ich mag meine Beine. Sie wirken so schlank. Ich kann meine Schlüsselbeinknochen wieder sehen und meine Hüftknochen wieder spüren. Von meinem Gesicht und meinen Gesichtszügen will ich gar nicht erst anfangen. Mein Ehering sitzt ganz locker am Ringfinger. Da muss sicherlich bald etwas passieren. Vor ein paar Tagen habe ich meinen Badeanzug anprobiert – keine Ahnung, wie lange ich mich nicht mehr in solch einem Outfit gezeigt habe. Er passt! Dennoch werde ich mir wohl einen Neuen gönnen, denn ich freue mich schon auf den Sommerurlaub. Ich liebe lange Strickmäntel, Kaftans und Kimonos. Diese habe ich immer auch im Sommer als „Versteck“ getragen. Die konnte ich mir immer sehr gut umwickeln und war so der Meinung, dass ich mich damit verstecken kann. Diese Kleidungsstücke trage ich heute immer noch sehr gern, weil ich sie chic finde und mich darin gut fühle. Genau das ist der Unterschied. Ich fühle mich darin wohl und kann mich viel befreiter darin bewegen und den fliegenden Stoff präsentieren. Das macht Spaß! Oft trage ich diese Teile aber auch nicht und habe sogar recht eng anliegende Oberteile an. Ja, die ein oder andere Speckrolle ist noch da und man kann sie sehen, aber ich kann damit ganz anders umgehen als noch vor ein paar Wochen. Das Selbstvertrauen entwickelt sich immer mehr in die positive Richtung.

Das alles überwältigt mich doch sehr und ich komme mental da nicht so hinterher. Klar freue ich mich über alles, aber richtig frei kann ich noch nicht leben. Oft überkommen mich Zweifel bzw. ist meine Laune getrübt, wenn ich wieder Bauchschmerzen habe oder mir übel ist. Da fällt es mir schon mal schwer, positive Gedanken zu haben. Allerdings versuche ich mir doch immer wieder vor Augen zu führen, was man geopfert hat, um diese Operation zu ermöglichen, bzw. was zu meinem Gewichtsverlust geführt hat. Das war schon alles ein ganzes Stück Arbeit. Da ist es nicht verkehrt, dass man sich auch mal selbst auf die Schulter klopft und sich selbst lobt für das bereits Erreichte.

Heute war ich bei der ersten postoperativen Blutkontrolle. Mein mir ewig unterstellter Bluthochdruck war heute nicht mehr da und ich hätte allen Grund dazu gehabt, denn die Blutabnahme verursacht mir immer enormen Stress. Bei dem Gespräch mit der Ärztin hatte ich nachgefragt, wie hoch die Abnahmen in dieser Zeit, nach ihrer Erfahrung so seien. Innerhalb von drei Monaten sei meist mit einer Abnahme von 15 bis 20 Kilo zu rechnen, sagte sie. Sie machte tellergroße Augen, als sie hörte, dass es bei mir bereits 30 Kilo sind. Ich frage mich, wie man das nur steuern soll? Wenn ich nichts essen würde, okay, ist aber nicht so.

In zwei Wochen weiß ich, ob irgendwo von irgendwas ein Mangel vorliegt und was ich dagegen machen kann. Eine gewisse Aufgeregtheit ist schon vorhanden. Natürlich hoffe ich, dass alles in Ordnung ist, bzw. sollte etwas nicht in Ordnung sein, dass es schnell und unkompliziert korrigiert werden kann.

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