Der erste Tag nach der Operation in der Klinik war okay. Ich hatte gehofft, dass mir zum Frühstück eine Suppe gebracht werden würde, dem war aber nicht so. Ich bekam aber eine Kanne Früchtetee. Eine Schwester hat mir wieder etwas Blut abgenommen und der Arzt kam zur Visite. Diese war allerdings sehr kurz. Er sagte mir, dass alles nach Plan und gut gelaufen sei.
Gegen 10:00 Uhr kam mein Mann zu Besuch. Das war schön. Etwas Abwechslung tat gut. Ich hatte mir zwar einige Sachen zur Beschäftigung mitgebracht, aber dazu kommt man nicht, wenn man sich nur schwer bewegen und nur wenig sitzen kann. Gemeinsam mit ihm bin ich ein paar Schritte durch das Krankenhaus und dessen Garten gelaufen. Danach war ich doch recht erschöpft. Über seinen Besuch hatte ich mich aber sehr gefreut. Als er wieder weg war, kam die Physiotherapeutin, die mit mir Atemübungen machte. Das Ganze wurde mit einem Gerät gemacht und diente dazu, dass das übrig gebliebene Gas aus dem Körper transportiert wird und die Lungen gut durchlüftet werden.
Wer kennt es nicht, wenn man Schmerzen im Oberkörper hat, neigt man dazu, flacher zu atmen, und dann besteht die Gefahr, dass man eine Lungenembolie bekommt, die einen unschönen Ausgang haben kann. Zusätzlich zu diesen täglichen Physiotherapieterminen habe ich einen Atemtrainer bekommen. Mit diesem sollte ich mehrmals pro Stunde üben, die Bälle durch Einatmen oben zu halten. Der Fernseher im Zimmer diente dazu perfekt als Erinnerung, denn immer, wenn es eine Werbeunterbrechung gab, konnte ich trainieren.

Zum Mittagessen bekam ich dann endlich meine erste Tasse klare Brühe (150 ml). Zu diesem Zeitpunkt hatte ich seit 41,5 Stunden nichts mehr gegessen und meine letzte Mahlzeit war ein Salat. Allerdings muss ich zugeben, dass ich keinen Hunger verspürte. Es war nur so, dass in den Werbeunterbrechungen immer Speisen und leckeres Essen präsentiert wurde, was gewisse Gelüste und Neid aufkommen ließ. Mir ging es nicht um das Angebotene selbst, vielmehr um das Essen als Tat. Und plötzlich stiegen Zweifel in mir auf, ob das alles so richtig war, was ich da entschieden und gemacht habe. Das war total doof und ich wusste gar nicht, wie mir geschieht, denn damit hätte ich nicht gerechnet.
Das hat mich wirklich kalt erwischt. Ich wusste auch gar nicht, was ich machen soll. Gott sei Dank ging der Gedanke so schnell, wie er gekommen war. Blöd nur, dass er immer wieder kam. Da braucht es noch nicht einmal die visuelle Stimulation. Wichtig ist, dass man darüber spricht. Mein Mann hat mir dabei ungemein geholfen.
Vor einigen Jahren habe ich mit dem Rauchen aufgehört – einfach so – von jetzt auf gleich. Das fiel mir anfangs nicht schwer. Ab und an gelüstet es mich aber doch nach einer Zigarette und dann war ich immer froh, dass ich nicht mehr rauchen muss, dass ich mich davon befreit habe. Und so ging ich das hier auch an. Allerdings mit dem zusätzlichen Gedanken, das ist ja nur für eine bestimmte Zeit so ist, die vorbei geht und sich dann wieder alles ändern wird. Hilfreich ist auch, dann einen Schluck Wasser oder Tee zu trinken. Es geht auch, einen zuckerfreien Halsbonbon zu lutschen. Hilft auch gegen die Schmerzen im Hals. 😉
Ich war nur so überrascht, dass mich diese Gedanken so plötzlich überfielen. Allerdings muss ich aber auch ganz ehrlich zugeben, dass ich mir zwar sehr viele Gedanken zu dieser Operation und dem Vorhaben gemacht habe – wirklich viele. Ich habe mich gut darauf vorbereitet, war einkaufen, habe mich belesen, habe Eiweißshakes getrunken und so weiter. Worauf Dich aber keiner vorbereitet, ist das, was Dich wirklich nach der Operation erwartet und was die Psyche dabei für eine Rolle spielt. Sicherlich muss das nicht bei jedem so sein. Das ist bestimmt ganz individuell, ich kann mir aber gut vorstellen, dass ich nicht allein bin.
Das Abendessen bestand aus einer weiteren Tasse klare Brühe. Die warme Speise tat auch richtig gut. An diesem Tag habe ich knapp zwei Liter Flüssigkeit zu mir genommen. Damit war nicht nur ich sehr zufrieden – die Schwestern auch. Deswegen wurde mir dann auch zur Nacht hin, eine Braunüle gezogen. Das war schon eine Erleichterung. Das Ziehen der anderen wurde mir für den nächsten Tag versprochen. Die zweite Nacht verlief recht ruhig.
Der dritte Tag in der Klinik startete damit, dass mir die Pflaster am Bauch entfernt wurden. Zum Frühstück gab es Naturjoghurt mit einem Mangomus – für den Geschmack. Darüber war ich sehr überrascht, denn ich habe mit einer klaren Brühe gerechnet. Knapp eine Stunde später kam der Arzt wieder zur Visite und verkündete mir, dass ich heute schon nach Hause gehen könne, wenn ich es denn möchte. Begründet hat er es damit, weil die Flüssigkeitsaufnahme bei mir so gut klappt und ich mich bewege. Am Nachmittag, um 15:00 Uhr, würde noch eine Ernährungsberatung stattfinden und danach könne ich gehen. Ich habe sofort meinen Mann angerufen und ihm diese freudige Botschaft mitgeteilt. Einige organisatorische Dinge mussten noch erledigt werden und dann hat er mich nach der Ernährungsberatung abgeholt.
Bei der Ernährungsberatung ging es darum, dass wirklich streng darauf geachtet werden soll, in den ersten zwei Wochen nach der Operation, nur flüssige Speisen zu sich zu nehmen. Ab der dritten Woche dann breiig. Es gab noch ein paar Tipps, wie zum Beispiel Kartoffeln mit Quark zu essen, weil das gut verdaulich ist. Geachtet werden soll auch auf die Eiweißzufuhr mit einem Shake. Ab der vierten Woche kann wieder „normal“ gegessen werden. Hierbei ist auf die Portionsgröße zu achten, beziehungsweise auf das Sättigungsgefühl. Essen und Trinken sollten immer eine halbe Stunde voneinander getrennt sein. Am Ende gab es noch ein kleines Heft mit hilfreichen Informationen und einigen Rezeptideen. Dann gab es noch den Hinweis, dass mit den Supplementen eine Woche nach der Operation begonnen werden soll. Bei mir also am Montag. Nach der Ernährungsberatung bin ich dann in mein Zimmer gegangen und habe darauf gewartet, dass ich abgeholt werde. Lange sollte es nicht dauern und mein Mann hat mich abgeholt und mich nach Hause gebracht.

Ein Kommentar zu „Zeit nach der Operation im Krankenhaus“