Solch eine Operation macht man nicht, ohne einige Personen einzuweihen. Familie und Freunde zählen dazu. Ich gebe zu, dass es mich Überwindung gekostet hat, denn es bestand durchaus die Möglichkeit, dass es kritische Stimmen gibt. Darauf muss man vorbereitet sein.
Ich spreche hier nicht von meiner Familie, mit der ich unter einem Dach lebe. Mein Mann, meine Tochter und mein Sohn wussten von der ersten Minute an was los ist und was ansteht. Diese Personen sind mein sicherer Hafen. Hier habe ich sofortiges Verständnis für meine Situation, Zustimmung und Verständnis erfahren.
Ich habe als erstes meiner Mutter von meinem Vorhaben erzählt. Ja, sie war überrascht, aber hat positiv reagiert. Sie hat meine Gefechte der letzten Jahre mitbekommen. Ich bat sie, meiner Schwester erst einmal nichts davon zu erzählen. Mein Vater durfte natürlich eingeweiht werden. Meiner Schwester habe ich dann mal in einer ruhigen Minute eine Nachricht geschrieben. Das ist auch ein Weg, wenn man sich nicht traut, das persönliche Gespräch zu führen. Sie war mitfühlend und verständnisvoll. Ja, es hat mich ein wenig überrascht. Wenn ich kritische Stimmen erwartet habe, dann am ehesten von ihr.
Ihr dürft das bitte nicht falsch verstehen. Keine kritische Meinung oder Ablehnung hätte mich von meinem Vorhaben abbringen lassen. Es ist allerdings ein schöneres Gefühl, wenn man sich der Zustimmung und Unterstützung sicher sein kann.
Nachdem ich nun meine Familie eingeweiht hatte, habe ich sie immer über die Fortschritte des Prozesses auf dem Laufenden gehalten.
Einige Wochen vor der Operation war es mir nun auch ein Bedürfnis, Freunde in mein Vorhaben einzuweihen. Warum? Ich bin mit diesem einen speziellen Paar über 20 Jahre befreundet. In diesen 20 Jahren ist viel passiert. Wir haben uns gegenseitig geholfen, einiges durchgemacht und erlebt. Wir standen uns immer zur Seite, wenn es nötig war. Wir konnten uns auch eine längere Zeit nicht sehen und/oder hören, haben aber genau dort weitergemacht, wo wir aufgehört haben. So, als wenn es eine Pause nie gegeben hätte.
Es gibt davon nicht viele Menschen, aber hier habe ich sie gefunden. Und so hat es mich dann doch irgendwie belastet, dass ich es ihnen nicht gleich erzählt habe.
Als wir uns verabredet hatten, hatte ich geschrieben, dass ich bei unserem Treffen eine Neuigkeit zu verkünden hätte. Damit hatte ich natürlich Neugierde geweckt und so ging das Rätselraten los. Die richtige Antwort war aber nicht dabei. Ich bat darum, nicht weiterzuraten, denn ich wollte mein einschneidendes Ereignis persönlich, live und in Farbe verkünden.
Es kam der Tag und ich ließ die Katze aus dem Sack. Meine Freunde waren sich dem Leidensdruck, den ich hatte, nicht bewusst.
An beiden schätze ich ihre Art und Weise. Einmischen würden sie sich nie, aber sie äußern ihre Meinung. Sie sind sehr ehrlich und echt.
Meine Entscheidung finden sie mutig.
Es erfordert Mut, sich anderen Menschen anzuvertrauen. Den muss man aufbringen. Es hilft ungemein.
Stellt Euch vor, ihr erzählt keinem davon, lasst die Operation machen, verliert sehr viel Gewicht und trefft dann aufeinander – egal mit wem. Das „Hallo“ wird sicherlich groß sein und bestimmt müsstet ihr viele Fragen beantworten. Hinzukommt, dass bestimmte vertraute Personen vielleicht auch enttäuscht sind, weil ihr nicht zu Ihnen gekommen seid, um vorher mit Ihnen darüber zu reden.
Sicherlich, sie hätten Euch nicht beim Abnehmen helfen können, aber wenn man weiß, auf wen man sich verlassen und zählen kann, gibt es gleich noch mal ein schöneres und besseres Gefühl.
Bitte nicht falsch verstehen. Ich will niemanden dazu zwingen, sein Vorhaben in der Weltgeschichte zu verbreiten, aber es kann eventuell dem ein oder anderen helfen.
Oft ist es ja so, wenn man seinem Umfeld erzählt, dass man eine Diät macht oder mit dem Rauchen aufhört, dann können Eingeweihte zum Erfolg beitragen, indem Rücksicht genommen und Verständnis gezeigt wird.
Und wenn ihr wirklich niemanden zum Reden habt, dann bin ich gerne für Euch da. Meldet euch, wenn ihr einfach mal quatschen wollt. Ich freu mich auf euch.
